Nürnberg (epd). Mit dem Projekt "Powerbank" will die Rummelsberger Diakonie gezielt junge Menschen in Nürnberg unterstützen, die die stationäre Jugendhilfe verlassen. Sogenannte Careleaver seien zunächst in Wohngruppen oder einer Pflegefamilie untergebracht und müssen diese mit 18 Jahren verlassen, sagte Werner Pfingstgraef, Regionalleiter der Rummelsberger Jugendhilfe bei der Projektvorstellung am Mittwoch im Nürnberger Jugendzentrum Luise. Oft hätten Careleaver aber noch Bedarf an Beratung und Unterstützung. Gerade Menschen mit Fluchterfahrung oder Behinderung hätten mit vielen Herausforderungen zu tun.
Mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz sei seit 2022 ein Rechtsanspruch auf weitere Unterstützung verankert worden. Das Ziel sei, die jungen Menschen gut in ein eigenverantwortliches Leben zu begleiten. Zielgruppe sind laut Projektkoordinatorin Samira Moftakhar Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren, die entweder noch in der Jugendhilfe untergebracht sind oder diese bereits verlassen haben. Das Projekt "Powerbank" soll diese Jugendlichen zur Selbstorganisation ermutigen, unabhängig von einem Migrationshintergrund oder eventuellen Behinderungen.
Geplant sei, eine Regionalgruppe des Vereins "Careleaver Deutschland" in Nürnberg und Umgebung aufzubauen, sagte Moftakhar weiter. Diesen neuen Verein sollen Jugendliche selbst gründen und organisieren und sich deutschlandweit mit anderen Gruppen vernetzen. In Peer-To-Peer-Angeboten beraten junge Menschen, die selbst Careleaver sind, aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz.
Zusätzlich bietet die Diakonie Einzelberatungen und Gruppenberatungen an. Die zentralen Themen des Projekts sind den Angaben zufolge Wohnen, Bildung und Ausbildung, Finanzen sowie rechtliche Fragen. Die Finanzierung kommt über fünf Jahre von der Aktion Mensch und der Rummelsberger Diakonie.
Junge Menschen berichteten bei der Kick-Off-Veranstaltung von ihren Erfahrungen, als sie ins Erwachsenenleben entlassen wurden. "In der Wohngruppe wird man sehr geschützt, die Erzieher übernehmen viel für einen", sagte der 23-jährige Enno, der 2017 als Flüchtling vom Kongo nach Deutschland kam und inzwischen eine Ausbildung in der IT macht. "Wenn man dann auszieht, merkt man, dass man keine Ahnung hat, was man machen soll."
Asef, auch 23, war mit den Themen Asylverfahren, Wohnungssuche und Ausbildungssuche überfordert, erzählte er. "Ich habe mich allein gefühlt und hätte mir jemanden zum Reden gewünscht." Er schätze an dem neuen Projekt besonders, dass eine Peergruppenberatung geplant sei.
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