Würzburg (epd). Der Antikensammlung des Martin-von-Wagner-Museums der Universität Würzburg droht ein Ausverkauf: Nach dem Tod eines Sammler-Paars, das dem Hochschul-Museum im Laufe der Jahre rund 80 wertvolle Objekte als Dauerleihgabe überlassen hat, fordert ein Nachkomme diese Stücke nun zurück, wie die Uni Würzburg am Mittwoch mitteilte. "Er möchte sein Erbe zu Geld machen; dem Museum räumt er großzügig ein Vorkaufsrecht ein", wie es die Hochschule kurz und knapp formuliert. Die Uni bittet um Spenden.

Das Martin-von-Wagner-Museum hat wegen seiner wertvollen und teils äußerst seltenen Exponate nicht nur in der Fachwelt einen exzellenten Ruf - ein Budget für Ankäufe hat das hochschuleigene Museum jedoch nicht. Die rund 80 zurückgeforderten Exponate könnten auf dem freien Kunstmarkt etwa eine Million Euro Wert sein. Selbst wenn der Spendenaufruf nur einen Teil dieser Summe einbringt, wäre dem Museum geholfen. Denn es gibt eine Prioritätenliste der betroffenen Exponate, welche Objekte besonders wichtig fürs Museum wären.

Museumsleiter Professor Jochen Griesbach-Scriba sagte laut Mitteilung, die Rückgabe der Exponate wäre "ein enormer Verlust für die Antikensammlung", den man nicht kompensieren könne. Viele dieser Dauerleihgaben würden als Schlüsselobjekte für kulturelle Zusammenhänge in den Ausstellungen und Führungen präsentiert. Manche seien gar weltweit einmalig. Der Verkauf wäre nicht nur ein Verlust für das Museum, denn wanderten die Exponate in Privatsammlungen seien sie für die Öffentlichkeit womöglich für alle Zeiten unzugänglich.

Eines der wertvollsten und wichtigsten Stücke aus den betroffenen Dauerleihgaben ist eine griechische Keramikschale, die etwa 540 vor Christus hergestellt wurde. Der Form nach gleiche sie einer Obstschale, sie sei jedoch ein Trinkgefäß, das mit Wein gefüllt beim griechischen Symposium "von Mund zu Mund" gewandert seien. Ist der letzte Schluck getrunken, taucht am Boden der Schale eine Medusa auf. Sie verwandelt der Sage nach jeden zu Stein, der ihr in die Augen schaut. Der Wert allein dieser Schale liege bei 40.000 Euro.

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