Nürnberg (epd). In Nürnberg haben am Freitag Expertinnen und Experten über die Zukunft der Antidiskriminierungsarbeit in Bayern gesprochen. Die gastgebenden Organisationen, darunter der Bayerische Jugendring (BJR) und der Landesverband Deutscher Sinti und Roma in Bayern, forderten im Rahmen der Konferenz im Nürnberger Rathaus eine gesicherte Weiterarbeit der Beratungsstellen für Diskriminierungsbetroffene in Bayern. Die Finanzierung durch die Projektförderung "respektland" des Bundes soll spätestens Ende 2025 auslaufen, sagte Phillip Seitz, Präsident des BJR, in seinem Grußwort. Damit sei die Arbeit der vier vor rund einem Jahr geschaffenen unabhängigen Beratungsstellen in Gefahr.
"Diese Arbeit braucht Zeit und Verlässlichkeit, aber auch Kontinuität", sagte Seitz. Letztere sei in Gefahr, wenn die Projektförderung ende. Dies führe zu einem Vertrauensverlust bei denjenigen, die auf Beratung angewiesen sind, genauso wie bei Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, die sich in diesem Bereich engagieren. Nesrin Gül, stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns (AGABY) kritisierte, dass es keine feste Anlaufstelle im Freistaat für Betroffene gebe. Die Staatsregierung schiebe das Thema immer wieder dem Bund zu.
Hamado Dipama vom Netzwerk Rassismus- und Diskriminierungsfreies Bayern sprach bei einer Podiumsdiskussion von "unterlassener Hilfeleistung gegenüber Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind". Die Politik werde dem Auftrag der Verfassung nicht gerecht. "Wir bitten nicht darum, geschützt zu werden, sondern es ist unser Recht als Teil dieser Gesellschaft", betonte Dipama gegenüber den Vertreterinnen und Vertretern der Landtagsfraktionen von SPD, Grünen und Freien Wählern auf dem Podium. Trotz Einladung war kein Vertreter der CSU-Landtagsfraktion anwesend.
In einem Konzeptpapier nennen die veranstaltenden Organisationen AGABY, BJR, "M.U.T. - Beratung gegen Diskriminierung" sowie "Füreinander in Oberfranken" (FiO) und der Landesverband Deutscher Sinti und Roma in Bayern Voraussetzungen für die weitere Antidiskriminierungsarbeit im Freistaat. Dazu gehört die Einrichtung einer vom Freistaat finanzierten Landesantidiskriminierungsstelle sowie das Miteinbeziehen betroffener Communitys.
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