München (epd). Wähler rechtspopulistischer Parteien sprechen sich stärker für den Abbau des Wohlfahrtsstaats aus, um im Wettbewerb mit anderen Ländern bestehen zu können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter 12.000 Wählerinnen und Wählern in Deutschland, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich, wie das ifo Institut in München am Freitag mitteilte. "Das rechtspopulistische Spektrum sieht im Sozialstaat eine Umverteilung hin zu Zuwanderern", sagte Marcel Thum, Leiter der ifo-Niederlassung in Dresden laut Mitteilung.

Linkspopulistische Wähler lehnten dagegen einen Abbau des Wohlfahrtsstaats am stärksten ab. Die Ansichten der Wähler nicht-populistischer Parteien liegen demnach dazwischen. "Trotz dieser verschiedenen Wahrnehmung des Sozialstaates unterscheiden sich die drei Wählergruppen nicht in den Sorgen um ihr derzeitiges Haushaltseinkommen", sagte Thum. Auch ihre Zukunftsaussichten sehen alle drei Gruppen ähnlich.

Der Blick auf die offenen Grenzen in der EU für Waren, Dienstleistungen, Kapital und bis zu einem gewissen Grad auch für Arbeitskräfte unterscheide sich bei den Wählern ebenso je nach gewählter Partei. Je weiter rechts, desto größer werde die Gefahr offener Grenzen für die eigene Arbeitsplatzsicherheit angesehen.

Die Armut in ihrem Land wird laut der Umfrage von Wählern populistischer Parteien deutlich überschätzt. Am stärksten sei dies bei Wählern von Rechtspopulisten der Fall. "Wer populistischen Tendenzen entgegenwirken will, sollte diese überschätzte Armuts-Wahrnehmung mit kluger Information korrigieren und nicht noch in dieselbe Kerbe der Fehlinformation schlagen", sagte Thum.

Für den Aufsatz "Den populistischen Wähler verstehen" wurden Personen im Alter von 18 bis 92 Jahren befragt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden gefragt, für welche Partei sie bei der jüngsten Wahl gestimmt haben und welcher Partei sie bei der nächsten Wahl ihre Stimme geben wollen, um sie einer der drei Kategorien zuordnen zu können.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden