Tutzing (epd). Mehr Aufmerksamkeit für eine geschlechterspezifische Medizin hat die Fachreferentin für Gendermedizin der München Klinik, Hildegard Seidl, gefordert. Neben den biologischen Unterschieden gebe es bei Männern und Frauen auch unterschiedliche Bedürfnisse in einem Arztgespräch, erklärt die Humanbiologin in einem Gastbeitrag im Dezember-Newsletter der Evangelischen Akademie Tutzing. "Frauen legen häufiger Wert auf genaue Informationen über ihr Krankheitsbild und mögliche Therapieoptionen", schreibt Seidl in ihrem Artikel "Sprechen rettet Leben". Männer seien mit Blick auf Hintergründe oder Medikamente oft pragmatischer und "zermartern sich nicht den Kopf".
Deshalb würden Frauen durch Ärztinnen "manchmal besser versorgt als durch Ärzte". Ärztinnen nähmen ihre Patientinnen ernster und räumten dem Gespräch mehr Zeit ein, so Seidl. "Die Folge: bessere Einschätzungen der Erkrankung, frühere Therapien und ein schnelleres Erkennen möglicher Komplikationen, etwa nach Operationen." Bei Männern lasse sich hingegen kein Unterschied in der Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin feststellen.
Allerdings würde eine "sprechende Medizin nicht ausreichend vergütet", kritisiert die Expertin. Die Politik müsse deshalb Gendermedizin verstärkt in den Fokus nehmen und auch bessere Rahmenbedingungen für die Forschung schaffen. Im Januar 2025 widmet die Evangelische Akademie Tutzing dem Thema eine Tagung mit dem Titel "Gesundheit und Geschlecht".
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