München (epd). Die 356 bayerischen Wohnungsgenossenschaften werden 2024 nur rund 500 Wohnungen errichten. Das ist ein Rückgang um 40 Prozent im Vorjahresvergleich (922), teilte der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern) am Sonntag mit. Verantwortlich seien die hohen Baukosten und eine Verschiebung der Investitionen vom Neubau zur energetischen Modernisierung der Wohnungsbestände. "Die Wohnungswirtschaft baut zwar auch in der Baukrise", sagte Hans Maier, Verbandsdirektor beim VdW Bayern. Doch gerade den Wohnungsgenossenschaften fehle angesichts hoher Kosten und Anforderungen aktuell der Spielraum für weitere Neubauprojekte.

Durch die Bau- und Zinskostensteigerungen habe sich nach Berechnungen der Wohnungswirtschaft die zur Refinanzierung der Projekte wirtschaftlich nötige Miete seit 2021 um 65 Prozent erhöht. "Mieten von 16 Euro und mehr können und wollen die Genossenschaften aber nicht bei ihren Mietern abrufen", sagte Maier laut Mitteilung. Insgesamt werden bei allen Wohnungsunternehmen innerhalb des VdW Bayern mit 4.977 Wohnungen mehr als im Vorjahr gebaut (4.533).

Für die Wohnungsgenossenschaften gebe es derzeit zwei große Herausforderungen: Mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, um den Druck auf dem Wohnungsmarkt zu lindern, und die Wohnungsbestände klimaneutral auszurichten. Angesichts der begrenzten finanziellen Mittel entschieden sich immer mehr Wohnungsgenossenschaften für Investitionen in den Klimaschutz. "Der Druck auf dem Mietwohnungsmarkt wird zukünftig eher noch zunehmen", glaubt der Verbandsdirektor. Diese Entwicklung zeige für den Verband, dass die Wohnungswirtschaft zur Erfüllung der an sie gestellten Aufgaben mehr Mittel oder bessere Rahmenbedingungen beim Wohnungsbau, etwa durch weniger Bürokratie oder einfachere Baustandards, benötigt.

Im VdW Bayern sind 504 sozial orientierte bayerische Wohnungsunternehmen zusammengeschlossen, darunter 356 Wohnungsgenossenschaften und 111 kommunale Wohnungsunternehmen. Die Mitgliedsunternehmen verwalten rund 550.000 Wohnungen, in denen ein Fünftel aller bayerischen Mieter wohnen.

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