München (epd). Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Corinna Rüffer hat ihre Kritik an vorgeburtlichen Bluttests auf Trisomien wie das Down-Syndrom erneuert. Ein pränatales Screening hierauf dürfe "auf keinen Fall zur Regel werden", sagte sie am Dienstag dem Radiosender Bayern 2. Denn es stelle die Frage in den Raum, "ob ein Kind mit Behinderung genau so viel wert ist wie ein anderes". Der sogenannte "nicht invasive Pränataltest" - kurz NIPT - in der Schwangerschaft wird seit 1. Juli in bestimmten Fällen von der Krankenkasse bezahlt.

Eine interfraktionelle Arbeitsgruppe im Bundestag, deren Mitglied Rüffer ist, will das Thema dort nun angemessen diskutieren. Sie befürchte, sagte die Politikerin, dass mit der Kostenübernahme des Tests "auf werdende Eltern ein Druck ausgeübt wird, nur ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen und ein Kind mit Behinderung zu vermeiden". Dabei habe die Untersuchung "keinen medizinischen Nutzen: Trisomie 21 ist keine Krankheit, die man behandeln, die man heilen könnte". Menschen mit Trisomie 21 gewännen den Eindruck, "dass sie in unserer Gesellschaft nicht so erwünscht sind wie andere Kinder".

Hintergrund für die Kostenübernahme des ethisch umstrittenen Bluttests seit 1. Juli ist ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses, der über Kassenleistungen entscheidet. Die Kasse zahle nur, wenn eine Frau gemeinsam mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt zu der Überzeugung komme, dass der Test in ihrer persönlichen Situation sinnvoll sei, heißt es in der Versicherteninformation.

Für den Test ist kein Eingriff in die Gebärmutter nötig, es wird Blut aus der Armvene einer Schwangeren entnommen. Wenn der Test auf eine Trisomie 13, 18 oder 21 hinweist, ist zur weiteren Klärung noch ein Eingriff nötig, etwa eine Fruchtwasseruntersuchung.