Nürnberg (epd). Im Nürnberger Stadtteilzentrum Desi findet am kommenden Montag (30. September) eine Tauschbörse für die sogenannte Bezahlkarte statt. Zwischen 17 und 19 Uhr sollen geflüchtete Menschen dabei die Möglichkeit haben, per Bezahlkarte in Läden erworbene Einkaufsgutscheine im Wert von 50 Euro gegen Bargeld einzutauschen, wie der bayerische Flüchtlingsrat und die "Initiative gegen die Bezahlkarte in Nürnberg" am Freitag mitteilten. Die Tauschbörse soll es dann künftig an jedem Montag zu dieser Uhrzeit geben.
Seit Einführung der Bezahlkarte steht die bargeldfreie Lösung in der Kritik. Dass den Geflüchteten ihre Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz nicht mehr als Bargeld, sondern auf einer Bezahlkarte ausgehändigt werden, sei ein Eingriff in die Freiheit und die Selbstbestimmung geflüchteter Menschen, teilten die Initiative und der Flüchtlingsrat mit. Die Bezahlkarte sei "eine fahrlässige Reaktion" der Politik auf rechte Hetze. Dies spalte die Gesellschaft weiter, "statt Lösungen anzubieten", meinen die Organisationen.
Die Einführung von Bezahlkarten für Geflüchtete wurde bundesweit im November 2023 beschlossen. Bayern setzt die Einführung seit März 2024 unabhängig von der bundesweiten Ausschreibung eigenständig um. In Nürnberg werden die Karten seit Juni dieses Jahres ausgegeben. Bezahlt werden kann damit in Geschäften, die Kartenzahlung anbieten. Hintergrund für die bargeldfreie Lösung war, dass die Politik verhindern wollte, dass Bargeld von Geflüchteten über legale Dienstleister beispielsweise in ihr Heimatland geschickt wird.
Die Organisatoren der Tauschbörse verwahren sich zum einen gegen diesen Generalverdacht, zum anderen verweisen sie auf verschiedene Nachteile: Online- oder Flohmarkt-Einkäufe seien mit der Bezahlkarte nicht möglich, zudem müssten Überweisungen oder Lastschriftaufträge "beim Sozialamt und Innenministerium" beantragt werden.
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