Fürth (epd). Im Jüdischen Museum Franken (JMF) in Fürth gibt es jetzt auch Beschreibungstexte in Leichte Sprache. Studierende am Institut für Fremdsprachen und Auslandskunde (IFA) bei der Universität Erlangen-Nürnberg haben im Rahmen eines Seminars vier Texte übersetzt, sagte Alisha Meininghaus, zuständig für Bildung und Vermittlung im JMF, bei der Vorstellung am Mittwoch. Vor der Laubhütte, dem Ritualbad, einem Wandgemälde und einer Torarolle stehen nun Schilder mit QR-Codes, die zu den neuen Texten führen.

Leichte Sprache ist besonders niedrigschwellig und eignet sich für Personen, die Deutsch lernen, eine Leseschwäche oder kognitive Einschränkungen haben. Die Studierenden erhielten die Ausstellungstexte, konnten Fragen zur Bedeutung von Begriffen stellen und bekamen eine Sonderführung, um mehr über die Ausstellungsstücke zu lernen, bevor sie die Texte übersetzen. In der Beschreibung der Torarolle heißt es in Leichter Sprache: "Die Tora ist das wichtigste Buch von den Juden. Die Tora ist eine Rolle aus Pergament. Pergament ist wie Papier. Pergament ist aus Tierhaut. In der Tora stehen viele Geschichten."

Das Übertragen in Leichte Sprache sei keine klassische Übersetzung, sagte Montserrat Mullor-Heymann, Leiterin der Spanischen Abteilung des IFA. "Es muss sehr viel mehr Textarbeit an Struktur und Inhalt geleistet werden. Außerdem gibt es bestimmte Regeln für Grammatik, Wortschatz und Layout, die beachtet werden müssen." In jeden Text seien schätzungsweise acht bis zehn Stunden Arbeit geflossen. Ob weitere Beschreibungen in Leichter Sprache verfügbar gemacht werden, hänge laut Meininghaus davon ab, wie die aktuellen Texte angenommen werden.

"Es wird Kultureinrichtungen wohl nie gelingen, vollständig barrierefrei zu sein", sagte sie weiter und verwies unter anderem auf bauliche Hürden. Durch die Texte in Leichter Sprache gehe man aber weiter auf dem Weg hin zu einem inklusiveren Museum. Weitere Schritte, die ebenfalls umgesetzt wurden, seien Führungen für blinde und sehbehinderte Menschen, ein interaktives Programm für Förderschulen sowie kostenlose Führungen für Menschen mit wenig Geld. Die Studierenden des IFA bieten eine kostenfreie Sonderführung im Kontext des Deutschen Diversity Tages am 28. Mai in Leichter Sprache an.

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