München (epd). Drei Wochen nach dem Schulstart in Bayern gibt es seit dieser Woche keine Masken mehr im Unterricht. Das Corona-Infektionsgeschehen sei stabil, Tests, Impfungen und Lüftungskonzepte funktionierten gut, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Montag laut Mitteilung seines Ministeriums: "Wir sind gut in das neue Schuljahr gestartet".

Anders sieht das der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV). "Die Situation an unseren Schulen ist dramatisch", warnte Präsidentin Simone Fleischmann am Montag in einer Pressekonferenz zum Schuljahres-Auftakt. Sie bezieht sich auf den "eklatanten Lehrermangel", der enorme Auswirkungen auf die Qualität der Bildung im Freistaat habe. "Besser es steht ein Mensch vor der Klasse als keiner" sei kein Konzept für die Bildung des Nachwuchses.

Aktuell seien an manchen Schulen in Bayern bis zu 50 Prozent der "Lehrkräfte" keine voll ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer. Zweifelsohne seien das Menschen mit tollen Berufen und spezifischen Kompetenzen, sagte Fleischmann: "Aber Ergotherapeuten, Opernsängerinnen und Ethnologen sind eben keine ausgebildeten Lehrkräfte". Gerade in dieser Nach-Corona-Zeit brauche es einen Blick für die ganzheitliche Entwicklung und das psychische Wohl der Kinder - und dafür eben professionelle Lehrerinnen und Lehrer, monierte der Verband.

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und um den Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten müssen sich die Schulen immer neuen Aufgaben stellen. Zuletzt wurden etwa an allen Grund- und Förderschulen mehrmals in der Woche PCR-Pooltests eingeführt, die laut Piazolo mittlerweile mehr als 90 Prozent dieser Einrichtungen durchführten. Nicht zuletzt aufgrund solcher immer neuen Verantwortungen rund um Hygienemaßnahmen oder uneinheitlichen Quarantäneregelungen gäben immer mehr Schulleitungen ihre Funktion zurück, beklagte Fleischmann. Das habe zur Folge, dass Schulen ohne eigene Führung dastünden, was sich ebenfalls auf die Bildungsqualität und die Zufriedenheit von Personal und Eltern auswirke.

Der BLLV fordert von der Staatsregierung daher zunächst eine ehrlichere und transparente Betrachtung der Realität. Doch das Kultusministerium spricht lieber über die nun fallenden Masken, auf die ab sofort etwa auch im Sport- und Musikunterricht verzichtet werden darf. Gute Kommunikation und soziale Interaktion sei an Schulen enorm wichtig, betonte Piazolo: Und das gehe so "natürlich viel besser".