Neuendettelsau (epd). Der Brasilienreferent beim evangelischen Partnerschaftswerk Mission EineWelt, Geraldo Grützmann, hat die Ergebnisse der Wahlen in Brasilien als "erschreckend" bezeichnet. Nach dem guten Abschneiden des amtierenden Präsidenten Jair Bolsonaro und der Kandidatinnen und Kandidaten seiner Partei bei den Parlaments- und Senatswahlen zeige für ihn der globale Trend, "dass rechte und rechtsradikale Positionen sich verfestigen", sagte Grützmann am Dienstag in Neuendettelsau. Die notwendige Stichwahl zwischen dem ehemaligen Präsidenten Lula da Silva und Bolsonaro sei "eine sehr gefährliche Sache", befürchtet der Brasilianer Grützmann.

Auch wenn Lula im zweiten Wahlgang Präsident werde, könnte Bolsonaro könnte mit einer Mehrheit im Senat das ganze Land in Griff bekommen, sagte der Theologe. Das Ergebnis der linken Parteien reiche nicht für stabile Verhältnisse. Unter anderem bestehe die Gefahr, dass weiter "ungehemmt" die Regenwälder in Brasilien abgeholzt und soziale Organisationen unterdrückt würden.

Kritisch blickt Grützmann auf die Rolle der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (Igreja Evangélica de Confissão Luterana no Brasil, IECLB). Mit etwa 700.000 Mitgliedern vertrete die IECLB zwar eine kleine Minderheit, aber: In ihren Hochburgen habe Bolsonaro über 70 Prozent Zustimmung bekommen. Kirchenintern gebe es eine große Diskrepanz zwischen der Basis, die mehrheitlich pro Bolsonaro sei, und der Kirchenleitung, die Lula favorisiere. Noch problematischer ist aus Grützmanns Sicht die Rolle der Pfingstkirchen, die Bolsonaro massiv unterstützen.