Stuttgart (epd). Die Kirchensteuereinnahmen in Württembergs evangelischer Kirche entwickeln sich nach Angaben ihres Finanzdezernenten momentan besser als befürchtet. Habe es 2020 als Folge der Corona-Pandemie einen Absturz auf 715 Millionen Euro (Vorjahr: 790 Millionen) gegeben, so seien es im vergangenen Jahr wieder mehr als 776 Millionen gewesen, sagte Oberkirchenrat Martin Kastrup am Samstag vor der in Stuttgart tagenden Landessynode. Bis 2024 dürfe man sogar mit weiter steigenden Einnahmen rechnen.

Allerdings könnten der Ukraine-Krieg und die wachsende Inflation dafür sorgen, dass die reale Kaufkraft der Kirchensteuer trotz höherer Einnahmen zurückgehe, betonte Kastrup. Angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen seien Einsparungen unumgänglich. Erfreulich ist aus Sicht des Finanzchefs, dass durch eine Umstellung des Rechnungswesens Rücklagen von rund 140 Millionen Euro aufgelöst würden. Das Geld könne für kirchliche Prioritäten genutzt werden.

Im kommenden Jahr will Kastrup deshalb erneut 100 Millionen Euro in die Stiftung Versorgungsfonds stecken, um später kirchliche Pensionen einfacher finanzieren zu können. Der Kapitaldeckungsgrad liege bei 55 Prozent der Verpflichtungen, was im bundesweiten Kirchenvergleich ein "eher unterdurchschnittlicher Wert" sei, sagte Kastrup. Die Flüchtlingshilfe solle fortgesetzt werden: 2024 und 2025 jeweils mit zwei Millionen Euro, 2026 mit weiteren 1,5 Millionen Euro.

Der Vorsitzende des Finanzausschusses, Tobias Geiger, stimmte die Synodalen auf einen mittelfristigen Kirchensteuerrückgang ein. Im Jahr 2026 fehlten der Landeskirche aufgrund des Kaufkraftverlusts bereits 50 Millionen Euro.

Angesichts eines Rekordrückgangs bei den Kirchenmitgliedern im vergangenen Jahr um fast 2,4 Prozent warb Geiger für eine "konzertierte Aktion" zur Mitgliederbindung und -gewinnung. Es sollten "best-practice"-Modelle weitergegeben und Weiterbildungsmaterial entwickelt werden. "Wir müssen lernen, auf die Menschen zuzugehen und an ihre Bedürfnisse und Befindlichkeiten anzuknüpfen", sagte Geiger.