München (epd). Mit Sitzblockaden auf Hauptverkehrsadern haben am Freitag erneut Klimaaktivisten für ein Gesetz gegen Lebensmittelverschwendung demonstriert. Mit der Blockade einer Kreuzung in der Münchner Innenstadt haben sie nun auch in Bayern erstmals auf ihre Forderung nach einem Essen-Retten-Gesetz aufmerksam gemacht. Auf einem Abschnitt der Berliner Stadtautobahn A100 hatten sich am Vormittag mehrere Demonstranten auf der Fahrbahn festgeklebt. In München verteilten Demonstranten gerettetes Gemüse und Obst auf der Straße und stellten sich vor Autos. Auch hier klebten zwei Aktivisten ihre Hände auf die Straße. Sie müssen mit einer Anzeige wegen Eingriffs in den Straßenverkehr rechnen, so ein Polizeisprecher gegenüber epd. Um 16 Uhr sei die Protestaktion beendet gewesen.

Die Aktivisten der Gruppierung "Letzte Generation" fordern unter anderem ein Gesetz, das große Supermärkte dazu verpflichtet, noch genießbares Essen zu spenden. Damit solle ein Beitrag gegen den Welthunger und gegen den CO2-Ausstoß bei der Lebensmittelproduktion geleistet werden. Sie wollen außerdem eine Agrarwende bis 2030.

"Uns bleiben nur wenige Jahre, um zu handeln. Und wir alle sind die letzte Generation, die handeln kann", sagte am Freitag die Pressesprecherin der "Letzten Generation", Carla Hinrichs. "Der erste Schritt ist, dort zu handeln, wo es am schnellsten geht: Der Großhandel sollte keine Lebensmittel mehr wegschmeißen." Seit Ende Januar blockieren die Teilnehmer des "Aufstand der Letzten Generation" Autobahnen und Bundesstraßen, zunächst nur in Berlin, inzwischen im ganzen Bundesgebiet. Sie sähen es als unabdingbar an, mit zivilen Widerstand "die Regierung, auf dem todbringenden Pfad in die Klimakatastrophe, zum Einlenken zu bringen", teilten sie zu Beginn mit.

Die Aktion des zivilen Ungehorsams befürwortet auch der Nürnberger Jesuiten-Pater Jörg Alt, der vor Weihnachten aus Containern gestohlene Lebensmittel öffentlich verteilt hat und damit bundesweit Aufmerksamkeit erzielte. Gegen ihn ist ein Verfahren wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall eingeleitet. Er verweist immer wieder auf die Ergebnisse des Bürgerrat Klima. 160 repräsentative Bürgerinnen und Bürger haben ein Bürgergutachten erarbeitet, das der Politik den Auftrag gibt, das 1,5-Grad Ziel weiter zu verfolgen, um "den Erhalt der Lebensgrundlagen aller Menschen sicherzustellen".