München (epd). Mit einer Kunstaktion hat die Deutsche Aidshilfe in München für Drogenkonsumräume in Bayern plädiert. Mit der "Nicht-Eröffnung" eines voll ausgestatteten, aber geschlossenen Pop-up-Drogenkonsumraums im Szeneviertel "Glockenbach" wolle man zeigen, dass es "keine Kunst" sei, solch ein Angebot zu schaffen, hieß es in einer Pressemitteilung vom Freitag.
"Drogenkonsumräume sind machbar, sie sind erprobt, und sie sind notwendig", sagte Stefan Miller vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe laut Mitteilung. Ob Leben gerettet und Infektionen verhindert würden oder nicht, sei eine politische Entscheidung. Wegen einer fehlenden Rechtsverordnung entscheide sich Bayern "immer noch und jeden Tag wieder dagegen", so Miller. An der "Nicht-Eröffnung" nahmen der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert und Münchens Sozial-Bürgermeisterin Verena Dietl teil. Die Kunstaktion ist bis zum 22. Juli während der 25. Welt-Aids-Konferenz in München zu sehen.
Der Bundesbeauftragte bezeichnete Drogenkonsumräume als wichtiges Instrument, "um überhaupt einen Zugang zu schwerstsuchtkranken Menschen zu bekommen". Der Nutzen solcher Angebote sei in der Fachwelt unumstritten. Angesichts der riskanten Entwicklungen bei Crack und synthetischen Opiaten wie Fentanyl könne man sich eine "Debatte über das 'Ob' von Drogenkonsumräumen" nicht mehr leisten, sagte Blienert. Die Zahl der Drogentoten ist laut Robert-Koch-Institut in den letzten Jahren in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Bayern liegt demnach mit 257 Todesfällen in 2023 auf Platz 3 in Deutschland.
Seit dem Jahr 2000 ist die Einrichtung von öffentlichen Drogenkonsumräumen in Deutschland legal. Neun Bundesländer haben laut Auskunft eine entsprechende Rechtsverordnung erlassen. Nicht erlaubt sind Drogenkonsumräume neben Bayern in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Münchens Bürgermeisterin Verena Dietl erklärte, dass die Landesregierung die Entscheidung über das Angebot den Kommunen überlassen solle, "die am besten wissen, was vor Ort gebraucht wird". Neben München wollen den Angaben zufolge auch Nürnberg und Augsburg Drogkonsumräume eröffnen.
Kommentare
Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.
Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.
Anmelden