Flossenbürg (epd). Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zeigt vom 20. März an die Ausstellung "Die Verleugneten. Opfer des Nationalsozialismus 1933 - 1945 - heute". Sie erinnere an Menschen, die im Nationalsozialismus als "Asoziale" und "Berufsverbrecher" verfolgt wurden und deren Erfahrungen im Zentrum der Ausstellung stünden, teilte die Gedenkstätte Flossenbürg am Mittwoch mit.
Zwischen 1933 und 1945 hätten Behörden und Polizei gesellschaftliche Vorurteile aufgegriffen: Sie kontrollierten, drangsalierten und beraubten damit Zehntausende ihrer Freiheit und viele wurden ermordet, hieß es. Sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR und Österreich hätten den Betroffenen eine Entschädigung verweigert. Damit seien deren Unrechtserfahrungen verleugnet worden. Erst im Februar 2020 entschied der Deutsche Bundestag: "Niemand saß zu Recht in einem Konzentrationslager, auch die als ‚Asoziale’ und ‚Berufsverbrecher’ Verfolgten waren Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft."
Die Ausstellung stelle eines der wichtigsten erinnerungspolitischen Vorhaben der letzten Jahre dar. Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit sagte: "Diese Ausstellung ist seit vielen Jahrzehnten überfällig, denn sie widmet sich Zehntausenden bewusst verleugneten Opfern des Nationalsozialismus." Im Zentrum stünden deshalb die individuellen Geschichten von Menschen, "denen bislang keine Aufmerksamkeit galt und die keine Stimme hatten".
Die Wanderausstellung sei gemeinsam mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas entwickelt worden. Flossenbürg ist demnach nach Berlin der zweite Ausstellungsort. Für die Flossenbürger Version seien Biografien und Themen ergänzt worden, die einen Bezug zu Bayern und der Oberpfalz erlaubten, hieß es weiter. Eröffnet wird die Ausstellung am 19. März um 18 Uhr im Bildungszentrum der Gedenkstätte. Zu sehen ist sie bis zum 14. September. Ein umfassendes Rahmenprogramm begleitet die Ausstellung.
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Ja, es wird oft verdrängt,…
Ja, es wird oft verdrängt, dass sich die NS-Herrschaft nicht nur gegen politische Gegner, Juden und vermeintlich unterlegene Rassen sondern gegen alle Abweichungen einer vermeintlichen Norm richtete. Da gibt es noch allerlei herauszufinden. Arnulf Zitelmann hat z. B. literarisch an KZs für unbequeme Jugendliche wie in Moringen erinnert. Ein auch selten erzähltes Thema ist der Kinderraub in Polen. Besonders gruselig ist, dass die Opfer nach dem Krieg teilweise den Tätern wieder in der Rolle des Angeklagten vor dem Richter gegenüber standen, denn einerseits blieben etliche Eliten im Amt (es gab ja wenig Ersatz) und andererseits wurden einige Opfer aufgrund von Trauma oder Armut wieder "auffällig".