Tutzing (epd). Kirche kann Menschen laut dem evangelischen Landesbischof Christian Kopp eine Heimat geben - wenn sie es gut macht. "Kirche kann und soll Beheimatung leisten", sagte Kopp am Freitagabend beim Politischen Club der Evangelischen Akademie Tutzing. Bleibe sie ein Ort, an dem sich Menschen gehört und eingebunden fühlen, könne sie auch "der Demokratie dienen", sagte der Landesbischof laut Redemanuskript. Die Frühjahrstagung, die noch bis Sonntag (23.3.) andauert, steht unter dem Titel "Deutsche Einheit, deutsche Teilung - 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg".
"Megatrends" wie Globalisierung, Pluralisierung oder Individualisierung laufen laut Kopp dem Institutions- und Organisationsdenken zuwider, von dem aber Kirche lebe. Zur Demokratie beitragen könne eine Religion, " die sich am Gemeinwohl orientiert und die den Gemeinsinn stärkt", sagte der Landesbischof. Religion bringe "einen zusätzlichen Sinn in die Welt: den Respekt vor jedem Leben und den Sinn dafür, dass es nur gemeinsam geht".
In der globalen Welt würden Heimaterfahrungen immer wichtiger. Religion könne aber nur für Beheimatung sorgen, wenn die Qualität stimme. Viele Menschen erlebten etwa in Gottesdiensten "eine große Fremdheit". Stattdessen brauchten sie Gottesdienste, die sie "tief berühren", relevante Predigten, echte Dialogräume und seelsorgliche Zugewandtheit. Beheimatung bedeute, "Zugehörigkeit, Beziehung und Berührung zu ermöglichen, ohne Menschen zu vereinnahmen", sagte Kopp.
Weitere Vorträge halten laut Tagungsprogramm unter anderem der in der DDR aufgewachsene frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD), der jüdische Publizist Michel Friedman, die Publizistin Franziska Augstein und der Journalist der "Süddeutschen Zeitung" Heribert Prantl. Besonderes Highlight ist der Auftritt des Sängers der Leipziger Band "Die Prinzen", Sebastian Krumbiegel, der zum Thema "Die Demokratie ist weiblich" spricht. Krumbiegel macht sich regelmäßig für Demokratie und Menschenrechte sowie gegen Rechtsextremismus und Rassismus stark.
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Hm, interessant, wenn hier…
Hm, interessant, wenn hier die Generation 60-70+ die Zukunft diskutiert. Dementsprechend liegt der betrachtete Zeitraum auch 40 Jahre in der Vergangenheit. Na dann.