München, Berlin (epd). Die Kirchenreformbewegung Maria 2.0 wirft der Erzdiözese München-Freising vor, den ehemaligen Perlacher Pfarrvikar Wolfgang Rothe als Strafe für seinen Einsatz für Queere und Missbrauchsbetroffene versetzt zu haben. Die Versetzung "geschah gegen seinen und den ausdrücklichen Wunsch eines großen Teils der Gemeindemitglieder sowie des Gemeinderates seiner bisherigen Gemeinde", heißt es in einem Schreiben vom Sonntag. Rothe hatte sich immer wieder kritisch gegenüber der katholischen Kirche geäußert und Themen wie Gleichberechtigung für Frauen, die Aufhebung des Zölibats oder die Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt in die Öffentlichkeit getragen.
Seit 1. August ist der Priester als Seelsorge-Helfer in einem anderen Münchner Dekanat tätig. Laut Maria 2.0 könne er dort weniger sichtbar an der strukturellen Veränderung der Kirche mitarbeiten. Er werde "kaltgestellt", heißt es in dem Schreiben. Gesprächsfähigkeit sei Grundvoraussetzungen für das Gelingen des Synodalen Weges in Deutschland. "Wenn Kardinal Reinhard Marx in einem solchen Fall nicht die Möglichkeit wahrnimmt, das Gespräch mit allen Beteiligten zu suchen, stellt sich die Frage, wie echte Synodalität möglich sein soll", kritisiert die Bewegung. Es werde eine Machtausübung gepflegt, "in der die aus dem Glauben entstehenden Bedürfnisse von Menschen einer aktiven katholischen Gemeinde keine Rolle spielen".
Das Erzbistum hatte die Entscheidung laut eines Berichts der Süddeutschen Zeitung damit begründet, dass der Vikar seit 2008 im Pfarrverband tätig sei und Seelsorger in Zeiträumen von etwa fünfzehn Jahren üblicherweise ihren Einsatzort wechselten. Zu den vehementen Protesten gegen die Entscheidung aus der Gemeinde hatte sich die Kirchenleitung nicht geäußert.
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