München (epd). Im Jahr 2022 sind in Bayern hochgerechnet 217.000 Männer und Frauen mit Alkoholsucht ambulant oder stationär behandelt worden. Das waren 1,62 Prozent der bayerischen Bevölkerung, teilte die Barmer Krankenkasse am Dienstag in München mit. Bayern liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt von 1,71 Prozent alkoholkranken Menschen in Behandlung. Insgesamt wurden laut den Daten des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) in Deutschland im vergangenen Jahr 1.058.000 Männer und 467.000 Frauen mit Alkoholsucht ambulant oder stationär behandelt. Dies bedeute einen leichten Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren, teilte die Barmer weiter mit.

Die meisten Betroffenen gibt es laut Barmer-Analyse in Mecklenburg-Vorpommern mit 2,35 Prozent, Bremen mit 2,28 Prozent und Berlin mit 2,14 Prozent. Die geringsten Anteile gab es demnach in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen mit 1,45, 1,5 und 1,51 Prozent. "Die massiven regionalen Unterschiede bei der Alkoholabhängigkeit sind rein medizinisch nicht erklärbar. Hier dürften auch soziodemographische Faktoren eine Rolle spielen", sagte Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der Barmer in Bayern.

Besonders von Alkoholabhängigkeit betroffen waren den Angaben zufolge Menschen in der zweiten Lebenshälfte. "Alkoholismus entwickelt sich in der Regel über viele Jahre. Eine Sucht wird aktuell verstärkt bei Personen diagnostiziert, die in den 50er- und 60er-Jahren geboren wurden", sagte Kindshofer. Sowohl das Suchtpotenzial als auch die gesundheitlichen Risiken von Alkohol würden von vielen unterschätzt. Das habe auch damit zu tun, dass Alkohol in Deutschland ein Kulturgut und gesellschaftlich akzeptiert sei, sagte der bayerische Barmer-Chef.

Wer den Verdacht habe, ein Alkoholproblem zu haben, könne online einen anonymen Selbsttest machen oder sich ärztlichen Rat einholen, sagte Kindshofer. Auch eine Suchtberatung oder Selbsthilfegruppen seien gute erste Anlaufstellen sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige.

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