München (epd). Knapp 180.000 Flüchtlinge sind nun, sechs Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine, im Freistaat angekommen. Knapp 28 Prozent seien in staatlichen und kommunalen Unterkünften untergebracht, bilanzierte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch. Mehr als 70 Prozent wohnten in einer privaten Unterkunft oder bei Verwandten und Bekannten.
Der Bayerische Flüchtlingsrat nimmt diese Zahlen zum Anlass, um erneut für die Abschaffung der Lagerpflicht und das Recht für alle Geflüchteten zu werben, sich selbst eine Wohnung zu suchen und bei Ehepartnern, Freunden, Verwandten und Bekannten unterzukommen. Eine Unterkunft solle nur noch zur Vermeidung von Obdachlosigkeit zur Verfügung gestellt werden, "nicht jedoch als ordnungspolitische Maßnahme, um Geflüchtete zur Ausreise zu nötigen", hieß es in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Das Beispiel der Geflüchteten aus der Ukraine zeige eindrücklich, "dass viele Geflüchtete selbstständig für sich und ihre Angehörigen Unterkünfte finden, wenn man ihnen dazu das Recht zugesteht", kommentierte der Flüchtlingsrat.
Wenn jetzt die staatlichen Unterkünfte in Bayern weitgehend voll sind, wie Herrmann mitteilte, ist laut Flüchtlingsrat "die einzig logische Konsequenz: Allen Geflüchteten muss schnellstmöglich das Recht auf Auszug aus den Unterkünften eingeräumt werden, egal aus welchem Herkunftsland sie kommen". Denn alle, die eine Privatunterkunft fänden, machten Platz für neu ankommende Geflüchtete frei.