Augsburg, München (epd). Der Münchner Rechtsanwalt Ulrich Wastl hat die von der Staatsregierung vor wenigen Monaten eingerichtete "Anlaufstelle für Opfer von Missbrauch und sexualisierter Gewalt" scharf kritisiert. "Um es deutlich zu sagen: Das ist ein Witz!", sagte Wastl, der zusammen mit anderen Juristen aus der Münchner Kanzlei Westphal Spilker Wastl vor zwei Jahren die Studie über sexuelle Gewalt im Erzbistum München und Freising verfasst hat, der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstag): "Mit unserer Empfehlung hat diese Stelle allenfalls ansatzweise etwas zu tun."

Wastl sagte der Zeitung, die Einrichtung dieser Stelle sei "mehr oder weniger dem Landtagswahlkampf" im vergangenen Jahr geschuldet gewesen: "Wichtig wäre weiterhin eine gänzlich unabhängige und entsprechend finanziell ausgestattete Stelle, die Betroffene nicht nur umfassend berät, sondern auch deren Interessen vertritt." An der von der Staatsregierung eingerichteten Anlaufstelle hatte es von Anfang an Kritik gegeben. Diese soll den Betroffenen nämlich vor allem bereits bestehende Hilfsangebote vermitteln. Eine anonyme und niederschwellige Suche ist auch über ein Online-Tool möglich.

Wastl kritisierte außerdem führende Kirchenvertreter und attestierte ihnen mangelnden Aufklärungswillen. Er sei "erschüttert" darüber, dass etwa der Augsburger Bischof Bertram Maier kürzlich die Zahlung von 150.000 Euro an ein Missbrauchsopfer mit der Begründung abgelehnt habe, dies würde einen "Paradigmenwechsel" darstellen. Dem früheren Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Georg Gänswein, warf der Jurist vor, die Aufklärung der Vorwürfe gegen den emeritierten und inzwischen verstorbenen Papst behindert zu haben: "Es wurde über Bande gespielt, verzögert.

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