Würzburg, Bad Kissingen (epd). Nachdem das Amtsgericht Bad Kissingen bereits im August 2020 einen heute 45-jährigen katholischen Priester wegen Kindesmissbrauchs verurteilt hatte, hat ihm nun ein Kirchengericht unbefristet die Ausübung seines priesterlichen Dienstes verboten. Wie das Bistum Würzburg am Donnerstag mitteilte, wurde das Urteil im Auftrag der römischen Glaubenskongregation gefällt. Dem Mann wird zudem seine Besoldung auf Grundsicherungs-Niveau gekürzt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, der Mann befindet sich derzeit in einer therapeutischen Einrichtung.

Das kirchliche Gericht bestand aus drei Kirchenrechtlern, von denen zwei auch weltliche Juristen mit Berufserfahrung als Staatsanwalt beziehungsweise Rechtsanwalt sind. In Übereinstimmung mit dem Bad Kissinger Amtsgericht ging das Kirchengericht von der Glaubhaftigkeit der Aussagen des Opfers, einer heute 24-jährigen Frau, aus. Demnach kam es zwischen dem Pfarrer und der Betroffenen "von deren 13. Lebensjahr an bis zu ihrer Volljährigkeit wiederholt zu sexuellen Handlungen". Nach dem 18. Geburtstag sei es dann zu einer "vollen Intimbeziehung" zwischen den beiden gekommen.

Das Amtsgericht hatte den Mann vor mehr als zwei Jahren zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 16 Monaten und einer Geldstrafe von 1.200 Euro verurteilt - die Bewährungsfrist beträgt drei Jahre und läuft somit noch. Das Gericht war damals zu der Überzeugung gelangt, dass es zwischen dem Kaplan und dem damals zwölfjährigen Mädchen zu einem Zungenkuss und in einem zweiten Fall zu einem "heftigeren Petting" gekommen war. Der Fall ist bayernweit der einzige, bei dem es wegen der von der Kirche an die Ermittler ausgehändigten Personalakten zu einem Prozess gekommen war.

Der katholische Würzburger Bischof Franz Jung bedauerte im Namen der Diözese Würzburg "zutiefst den schweren Missbrauch und das Leid des Opfers", heißt es in der Mitteilung. Man habe dem Opfer "bereits mehrfach Hilfen angeboten". Im Februar 2020 hatte das Bistum Würzburg dem Mann bereits die Ausübung seines priesterlichen Dienstes vorläufig untersagt. Der suspendierte Priester befinde sich inzwischen außerhalb des Bistums Würzburg, hieß es.