Nürnberg (epd). Nach einem Konflikt um den Arbeitskreis Palästina des Nürnberger Evangelischen Forums für den Frieden (NEFF) ist das NEFF aus dem Evangelischen Bildungswerk (EBW) in Nürnberg ausgetreten. Der selbstständige Verein habe sein Ausscheiden erklärt, sagte Hans-Günther Schramm, einer der Sprecher des NEFF, auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). EBW-Geschäftsführerin Christine Ursel bestätigte, ein Schreiben erhalten zu haben. Dieses habe man zur Kenntnis genommen und entspreche dem Wunsch der Kündigung der Mitgliedschaft.
Als Grund für den Schritt Ende März nannte Schramm, das EBW habe "ohne vorherige Rückfrage behauptet, das NEFF würde die Kriterien der Erwachsenenbildung nicht mehr erfüllen". In einem Gespräch mit dem epd hatte Ursel erklärt, man müsse "aus rechtlichen Gründen" das NEFF als Mitglied ausschließen, wenn sich dieses nicht von seinem Arbeitskreis (AK) Palästina trenne. Eine "einseitige Darstellung politischer Positionen" brächte das EBW mit dem Fördergesetz in Konflikt.
Vorausgegangen war der Unmut über einen Eintrag auf der Homepage des AK Palästina am 9. Oktober 2023, zwei Tage nach den Morden von Hamas-Terroristen an israelischen Zivilisten. Dort sei eine Erklärung des "Bündnisses zur Gerechtigkeit zwischen Israel und Palästina" (BIP) gepostet worden, hieß es, in der das BIP befürchtete, dass die israelische Reaktion auf den Terrorangriff nicht verhältnismäßig sein werde. Das Dekanat Nürnberg, zu dem auch das EBW gehört, warf dem AK vor, er habe nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel "empathielos" reagiert.
Um sich anzunähern, fand Ende April nach dem Austritt des NEFF ein Gespräch zwischen Vertretern des NEFF und des Dekanatsausschusses statt. Der gegenseitige Austausch habe "die Hürden für ein Verstehen des anderen doch etwas verringert", beschrieb Teilnehmer Elmar Hüsam vom NEFF das Treffen. Das Gespräch habe "Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich werden lassen", erklärte wiederum der Dekan Jonas Schiller.
Zwischen dem Nürnberger Dekanat und dem NEFF hatte es in den vergangenen zehn Jahren bereits mehrfach gekracht. 2017 beendete das Dekanat die Zusammenarbeit wegen eines Flugblatts des AK Palästina, in dem zum "Boykott aller Waren 'made in Israel'" aufgerufen wurde. Die Gruppe flog damals aus dem Haus der Kirche "eckstein" und hatte anschließend sein Büro in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche. Zuvor hatte es bereits Gespräche gegeben, um eine Trennung zu vermeiden, etwa nachdem das NEFF 2012 die umstrittene Ausstellung "Die Nakba - Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948" nach Nürnberg geholt hatte.
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