Nürnberg (epd). Anstatt Wölfe abzuschießen, fordert der Bund Naturschutz (BN) mehr finanzielle Mittel für Weidetierhalter, damit diese ihre Herden vor Wolfsangriffen schützen können. Der BN reagierte damit auf die Aussage von Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler), der vergangene Woche davon sprach, dass eine "kontrollierte Entnahme" - also ein Abschuss der Wölfe - möglich werden könnte.

Nach Einschätzung des BN-Wolfsexperten Uwe Friedel ist die Lockerung des Schutzstatus ungeeignet, um Wolfsrisse zu verhindern. Glauber stelle es so dar, als ob man lediglich die Abschüsse besser regeln müsse und damit sei das Problem der Wolfsrisse gelöst. Doch das sei problematisch, weil dadurch falsche Hoffnungen geweckt würden und das Problem weiterhin zulasten der Weidetierhalter bestehe.

Friedel zufolge gibt es in Bayern schätzungsweise vier Wolfsrudel mit circa 15 bis 30 erwachsenen Wölfen, die in Nord- und Ostbayern leben. Angriffe auf Weidetiere würden jedoch von durchziehenden Wölfen ausgehen und nicht von den vor Ort lebenden Rudeln. Durchziehende Wölfe könne es immer geben, da helfe auch keine Regelung, die den Abschuss erlaube, sagte Friedel. Wölfe attackierten Herden deshalb, weil ungeschützte, eingepferchte Schafe leichter zu erbeuten wären als beispielsweise Rehe.

Deswegen müssten Herden mit sogenannten wolfsabweisenden Zäunen geschützt werden. Friedel sagte, Wölfe würden naturgemäß nicht springen und daher eher unter Zäunen hindurchschlüpfen. Um das zu verhindern, sei die unterste Litze bei einem elektrischen Herdenzaun auf 20 Zentimeter angebracht. Damit der Zaun intakt bleibe, müsse unter ihm regelmäßig gemäht werden, sodass das hineinwachsende Gras den Strom nicht abmildere. Das bedeute für die Halter einen zusätzlichen Mehraufwand und laufende Kosten, die nach Friedels Ansicht finanziell ausgeglichen werden müssten. Dann könne beispielsweise eine Hilfskraft angestellt werden, die die Zäune kontrolliert und bei Bedarf repariert.

"Nur dort, wo es einen sesshaften Wolf gibt oder ein Wolfsriss an einem Weidetier stattgefunden hat, werden die Halter finanziell unterstützt", kritisiert der Wolfsexperte. Dies sei ein Widerspruch. Deshalb plädiert Friedel für eine bayernweite Förderung der Herdenschutzmaßnahmen.