Berchtesgaden, Hilpoltstein (epd). Zum zweiten Mal haben der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Nationalpark Berchtesgaden am Donnerstag junge, noch nicht flugfähige Bartgeier in einer Felsennische im Klausbachtal ausgewildert. Vor ihrer Auswilderung taufte der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber die beiden jungen Bartgeierweibchen auf die Namen "Recka" und "Dagmar". Die Auswilderung sei Teil eines auf zehn Jahre angelegten europäischen Projekts, bei dem einer der größten Greifvögel auch wieder im deutschen Alpenraum angesiedelt werden soll, teilte der LBV mit. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Bartgeier in den Alpen ausgerottet.

Die beiden Jungvögel stammen wie im vergangenen Jahr aus einer andalusischen Zuchtstation der Vulture Conservation Foundation (VCF) und gehören zu einem europäischen Nachzuchtprogramm. Im vergangenen Jahr waren Wally und Bavaria in die Freiheit entlassen worden. Wally war allerdings seit April vermisst. Ihre Überreste fanden Bergsteiger Ende Mai in der Nähe der Zugspitze. Bavaria ist derzeit allein im Umfeld des Nationalparks unterwegs, teilte der LBV mit. Die Rückkehr der Greifvögel nach Bayern sei ein Meilenstein für den Artenschutz, sagte Umweltminister Glauber. Sein Ministerium unterstütze das Projekt bis Ende 2023 mit rund 610.000 Euro.

"Recka" ist benannt nach der einzigen Tochter von "König Watzmann" aus einem Werk des bayerischen Schriftstellers Ludwig Ganghofer. Mit "Dagmar" durfte ein großzügiger Spender des LBV den zweiten Vogel benennen, hieß es.

Die rund drei Monate alten Vögel sollen nun ohne menschlichen Kontakt weiter aufwachsen und das Fliegen üben, teilt der LBV mit. Wissenschaftler würden die Vögel in den kommenden Monaten rund um die Uhr in einem Livestream überwachen. Die Fütterung erfolge je nach Bedarf im Abstand von mehreren Tagen. Mit den ersten Flugversuchen rechnen die Naturschützer in etwa vier Wochen. "Dann sind ihre Flügel stark genug, um mit ihrer bis zu 2,90 Meter Spannweite ihre rund sechs Kilo Körpergewicht in die Luft zu heben", sagt Nationalpark-Projektleiter Ulrich Brendel.