Nürnberg (epd). Die Mitgliedschaft bei der in Teilen rechtsextremen AfD und vergleichbaren Gruppierungen ist nach Auffassung des evangelischen Dekanats Nürnberg nicht vereinbar mit einer Kandidatur für den evangelischen Kirchenvorstand. In einem Schreiben an die Vertrauensausschüsse der Gemeinden stellt der Dekanatsausschuss fest, dass sich Kandidierende "dem christlichen Menschenbild verpflichtet wissen" müssen.

"Menschenfeindlichkeit und völkischer Nationalismus gehören zu den Grundüberzeugungen der heutigen AfD und ihrer Mitglieder. Solche Haltungen sind mit der Übernahme kirchlicher Haupt- und Ehrenämter unvereinbar", heißt es in der Erklärung. Sie bezieht sich auch auf das Votum der katholischen Bischofskonferenz vom Februar, in dem der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) eine völkisch-nationalistische Gesinnung" attestiert wird.

Das Dekanat verschickte sein Rundschreiben am Donnerstag an die Gemeinden und die Ausschüsse, die die Wahlvorschläge für die Kirchenvorstandswahlen bis zum 19. Mai fertigstellen sollen. Mit dem Blick auf diese Frist habe man nun die Stellungnahme veröffentlicht, sagte der evangelische Stadtdekan, Jürgen Körnlein dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der Vorschlag, eine Handhabe für die Wahlausschüsse zu schaffen, wie sie mit AfD-Mitgliedern umgehen soll, war bereits bei der Sitzung der Dekanatssynode Anfang März diskutiert worden. Er wurde damals allerdings zurückgestellt, weil man eine Stellungnahme des Landeskirchenrats zu dem Thema erwartete. Eine solche liegt rund einen Monat vor dem Schluss der Kandidatensuche noch nicht öffentlich vor.

Die Sorge, AfD-Mitglieder könnten sich für die evangelischen Kirchenvorstandswahlen aufstellen lassen, hält die Nürnberger Pfarrerin Griet Petersen nicht für unberechtigt. Es gebe solche Bestrebungen, sagte sie bei der Synode. Daher sei es an der Zeit, klare Worte zu finden.

Es sei zwar eine "Banalität", den Grundsatz vom christlichen Menschenbild zu betonen und die Warnung vor einer Menschenfeindlichkeit, die sich gegen queere Personen, Menschen mit Behinderungen oder Geflüchtete richte, sagte die Synodale Brigitte Wellhöfer, aber als Signal sei das Papier wichtig. Eine besondere Verantwortung betonte der Synodale Günter Grunert, wenn er die Wahlergebnisse von 1933 in fränkischen protestantischen Gegenden ansehe. Man wolle heute deutlich machen, "mit unserem christlichen Menschenbild stehen wir hier und ihr passt uns nicht".

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