München (epd). Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner hat das Verbot des Partylieds "L' amour toujours" von Gigi D’Agostino beim Münchner Oktoberfest verteidigt. Wer dieses Lied spiele - sei es eine Musikkapelle oder der Betreiber eines Autoscooters -, verstoße gegen die Betriebsvorschriften und müsse mit Konsequenzen rechnen, sagte Baumgärtner dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag. Konsequenzen könnten der Rausschmiss oder der Ausschluss von einer Wiederbewerbung für das weltweit größte Volksfest sein, sagte Baumgärtner.

Das umstrittene Lied stelle in der gespielten Version und im Refrain inzwischen einen klaren Kontext zu rassistischem Gedankengut her, sagte der Leiter des Oktoberfest-Referats. Da gebe es nur die eine Entscheidung des Verbots. Er werde niemals zulassen, dass auf dem Oktoberfest Bilder wie auf Sylt entstehen. "Ich bin eigentlich für 'leben und leben lassen', aber das finde ich nicht lustig." Sollte tatsächlich das Lied gegrölt werden, müsse im Festzelt ein anderes Musikstück darüber gelegt und die entsprechenden Gäste des Zeltes verwiesen werden.

Wenn schon Monate vor dem Oktoberfest geklärt sei, dass das Fest keinen Nährboden für Rechtsextremisten biete, blieben "solche Typen hoffentlich weg, sagte Baumgärtner. Ende vergangener Woche war ein offenbar an Pfingsten auf Sylt aufgenommenes Video an die Öffentlichkeit gelangt, in dem Gäste einer Bar auf Sylt rassistische Texte zur Melodie von "L' amour toujours" grölen. Zudem ist zu sehen, wie ein Mann einen Hitlergruß und mit der anderen Hand einen Hitlerbart an der Oberlippe andeutet. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen.

Inzwischen wurden auch ähnliche Fälle in Bayern bekannt: Auf der Erlanger Bergkirchweih und auf dem Pfingstfest in Bad Kötzting (Landkreis Cham) sollen Gäste ebenfalls ausländerfeindliche Parolen zu "L'amour toujours" skandiert haben. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte die Vorfälle auf epd-Anfrage scharf verurteilt. In solchen Fällen gelte es, Zivilcourage zu zeigen und deutlich zu machen, "dass solch ein rassistisches Verhalten in unserer Gesellschaft nicht geduldet wird". Der Staatsschutz ermittelt.

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