München (epd). In Deutschland müssen Patienten länger auf ein Spenderorgan warten als in anderen Staaten. Darauf hat am Mittwoch zum "Tag der Organspende" am 3. Juni der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Peter Bauer, aufmerksam gemacht. In Spanien etwa würde Menschen, die ein neues Organ benötigten, nicht einmal vier Monate darauf warten. "Das klingt für mich fast unwirklich", sagte Bauer, "in Deutschland wartet man leider im Durchschnitt viele Monate länger auf ein Spenderorgan".

Die Gründe sieht der Patientenbeauftragte in erster Linie in der Widerspruchslösung. Außerdem gebe es in Spanien in Krankenhäusern eigens geschultes Personal, das Gespräche mit Angehörigen sterbender Menschen übernehem und das Organspende für das gesamte Krankenhaus koordiniere. Bauer forderte erneut die doppelte Widerspruchslösung. Diese verlangt, dass jede Person grundsätzlich als Organ- oder Gewebespender gilt. Ausgenommen wären diejenigen, die zu Lebzeiten Widerspruch dagegen einlegen. 2020 hatte sich aber der Bundestag gegen eine solche Widerspruchslösung entschieden.

Derzeit haben nur 24 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Bayern, die für eine Organspende offen sind, das auch schriftlich festgehalten. Darauf hat am Mittwoch die Krankenkasse AOK hingewiesen. Die Menschen, die gegen eine Organspende sind, hätten das zu vier Prozent dokumentiert, hieß es in einer Mitteilung. Das würden Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation zeigen.

In Bayern waren im vergangenen Jahr 128 Menschen Organspender. Zugleich warteten rund 1.100 Menschen im Freistaat auf ein Spenderorgan, so die AOK. "Jeder, der sich dazu entschließt, Organspender zu werden, kann dieses Verhältnis verbessern und trägt dazu bei, Leben zu retten", sagte die Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern, Irmgard Stippler.

Informationen zu einer Entscheidung für oder gegen Organspende, könne eine Online-Hilfe liefern, die Wissenschaftler der Universität Hamburg mit weiteren Experten entwickelt hätten, sagte Stippler. Rechtliche Darin würden rechtliche Aspekte ebenso erklärt wie Fragen zur Hirntoddiagnostik oder der Menschenwürde. Die Hilfe gebe auch Antworten auf Fragen zu medizinischen Voraussetzungen, Nebenwirkungen für Empfänger und Erfolgsaussichten einer Transplantation. Auch der Ablauf einer Organspende werde beschrieben hieß es. Die Entscheidungshilfe ist abrufbar unter: www.aok.de/pk/organspende/entscheidungshilfe/

Der Tag der Organspende wird jedes Jahr am ersten Samstag im Juni begangen. In diesem Jahr ist das der 03. Juni.

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