Freising, Nürnberg (epd). Ungleichheitsvorstellungen stellen eine entscheidende Brücke zwischen katholischer Kirche und rechtem Gedankengut dar. Zu dieser Erkenntnis kommt der Sammelband "Die katholische Kirche und die radikale Rechte - Analysen und Handlungsperspektiven" des Kompetenzzentrums Demokratie und Menschenwürde an der Domberg-Akademie Freising und am Caritas-Pirckheimer-Haus Nürnberg, der am Montag online vorgestellt wurde. "Wir reden zwar in der Kirche von der gleichen Würde, die alle haben, aber faktisch gibt es doch eine Ungleichbehandlung, zum Beispiel von Frauen oder queeren Menschen", sagte die Freisinger Akademiedirektorin Claudia Pfrang.

Laut Bildungsreferent Kai Kallbach sei zwischen radikalen und extremen Rechten zu unterscheiden. Extreme Rechte haben demnach wenig Bezug zum Christentum, sondern verorten sich eher heidnisch oder in der nordischen Mythologie. Sie lehnten Jesus Christus ab, weil er Jude war. Die radikale Rechte dagegen berufe sich immer wieder lautstark auf das Christentum und versuche, ihre Ideologie mit einer vermeintlich christlichen Theologie zu unterfüttern. Die Landtagswahlen, bei denen 14 Prozent der Katholikinnen und Katholiken angaben, die AfD gewählt zu haben, zeigen "wie dringlich hier die Auseinandersetzung ist", sagte Kallbach.

Als gemeinsamen normativen Ansatzpunkt, um radikal rechtem Denken entgegenzutreten, mache der Sammelband die Menschenwürde aus. Das Kompetenzzentrum Demokratie und Menschenwürde wolle mit der Publikation vor allem Haupt- und Ehrenamtliche informieren und für die Herausforderungen im Umgang mit radikalen Rechten wappnen. In letzter Zeit seien die Anfragen von Gemeinden stark gestiegen, die sich vom Kompetenzzentrum beraten lassen, sagte Kallbach.

Ein weiteres Ziel sei, kirchenrechtliche Voraussetzungen zu schaffen, damit Anhänger rechter Parteien nicht mehr Verantwortungspositionen übernehmen können. Im Bistum Würzburg beispielsweise sei in der Satzung der Pfarrgemeinderäte bereits ein Passus enthalten, der die Mitgliedschaft in einer Partei, die rassistische oder menschenfeindliche Positionen vertritt, ausschließt. "Es ist wichtig, dass man diese Menschen nicht in Repräsentationsgremien lässt. Was nicht bedeutet, dass man mit ihnen nicht mehr spricht", sagte Kallbach. Auch müsse die Auseinandersetzung mit dem Thema viel stärker in die Ausbildung von Priestern, Gemeindereferentinnen und Personalreferentinnen einbezogen werden.

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