Regensburg, Berlin (epd). Der Energie-Experte Michael Sterner hält angesichts der drohenden Gasknappheit in Deutschland verlängerte Laufzeiten für Atomkraftwerke für denkbar. Ein sogenannter Streckbetrieb im kommenden Winter sei vertretbar, sagte der Professor für Energiespeicher und Energiesysteme an der Technischen Hochschule Regensburg am Mittwoch im RBB-Inforadio.
Wenn der Stresstest der Bundesregierung zu einem positiven Urteil für die Verlängerung der Laufzeit über den Winter komme, halte er diese für richtig. "Dann bin ich auch als prinzipieller Atomkraftverneiner dafür, in den Streckbetrieb zu gehen, damit wir Schlimmeres vermeiden", sagte Sterner, der sich den Angaben zufolge auch bei der Klimabewegung "Scientists for Future" engagiert.
Bei einem generellen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke sieht der Wissenschaftler allerdings große Gefahren: "Die Sicherheit ist nach wie vor nicht gewährleistet." Die letzte Überprüfung der deutschen Meiler habe 2009 stattgefunden - eigentlich stehe diese alle zehn Jahre an. "Man hat hier ein Auge zugedrückt, weil man wusste, man macht den Atomausstieg."
Zudem seien die Atomkraftwerke nicht geeignet, Gaskraftwerke zu ersetzen, sagte Sterner: "Die decken die Grundlast und ersetzen damit eigentlich die Kohleverstromung, aber nicht das Gas." Sollten im Winter sehr viele Heizlüfter betrieben werden, könne ein Weiterbetrieb der AKW aber Sinn machen, um die Stabilität des Netzes zu gewährleisten. Ob das notwendig sei, hänge aber von mehreren Faktoren ab, sagte Sterner.