München, Hannover (epd). Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle hat eine Absage der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Olympia-Attentats 1972 ins Spiel gebracht. "Man muss ernsthaft prüfen, ob die Gedenkfeier nach der Absage der Hinterbliebenen noch stattfinden kann", sagte Spaenle dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Samstag): "Sie darf nicht zur Groteske verkommen." Das Attentat palästinensischer Terroristen auf die israelische Olympia-Mannschaft in München jährt sich am 5. September zum 50. Mal.

Die Sprecherinnen der Opferfamilien hatten ein Entschädigungsangebot des Bundes als "Beleidigung" zurückgewiesen und ihre Entscheidung bekanntgemacht, der geplanten Gedenkveranstaltung fernzubleiben. Spaenle zeigte sich nicht überrascht über die Reaktion. "Ich mahne seit vielen Wochen, dass man auf gleicher Augenhöhe mit den Angehörigen spricht und ihre Klagen ernst nimmt", sagte er. "Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Der Umgang mit den Familien in der Entschädigungsfrage ist beschämend, man kann das nicht anders nennen."

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, bedauert die Absage der Hinterbliebenen. "Die Bemühungen der deutschen Seite sind in meinen Augen anzuerkennen. Ich hatte gehofft, dass es zur einer Einigung kommen würde", sagte er den Zeitungen des "RedaktionsNetzwerks". Auch die Bundesregierung hatte die Absage bedauert. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte, die Bundesregierung halte eine Neubewertung des Umgangs mit den Ereignissen von damals für erforderlich.

Den Opferfamilien zufolge geht es um eine Summe von insgesamt zehn Millionen Euro für alle Hinterbliebenen, wobei frühere Zahlungen aus den Jahren 1972 und 2002 von rund viereinhalb Millionen Euro angerechnet werden sollen. Die Leistungen sollen der Bund, das Land Bayern und die Landeshauptstadt München übernehmen. Zudem sollen die Ereignisse umfassend aufgearbeitet werden.

Bei den Olympischen Sommerspielen im München im Jahr 1972 überfielen am 5. September palästinensische Terroristen die israelische Mannschaft, töteten zwei Menschen und nahmen neun Sportler als Geiseln. Sie verlangten von Israel die Freilassung von palästinensischen Terroristen und von Deutschland die Freilassung der RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Ein Befreiungsversuch der Geiseln durch deutsche Sicherheitsbehörden scheiterte. Am Ende starben alle Geiseln, ein bayerischer Polizist und fünf Terroristen.