München, Bonn (epd). Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert das neue bayerische Förderprogramm "BayProTier" als mutlos und nicht ambitioniert genug. Es werde mit Steuergeldern ein Programm finanziert, "das nach wie vor tierschutzwidrige Praktiken erlaubt, die der Mehrwert für das Tier in anderen Bereichen nicht aufwiegen kann", sagte Tierschutzbund-Sprecherin Hester Pommerening dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ab Juli soll das Förderprogramm von Bayerns Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) nach deren Angaben "für mehr Tierwohl in den Ställen" sorgen.

Grundsätzlich begrüßte Pommerening, dass Betriebe, die mehr für Tiergerechtigkeit tun, für ihren Mehraufwand finanziell unterstützt werden. Allerdings greife das neue bayerische Förderprogramm zu kurz. Es beschränke sich beispielsweise nur auf kleine Betriebe. Größere Betriebe erhielten keine Zuwendungen. Aus Tierschutzgründen seien kleinere Betriebe zwar wünschenswert, jedoch sollte für Tiere in Großbetrieben das gleiche Recht auf Tierwohl gelten, mahnte sie.

Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums umfasst "BayProTier" eine Komfort- und eine Premiumstufe. Die Bezeichnung "Komfort" kritisierte der Tierschutzbund scharf. Sie sei irreführend und klänge mit Blick auf die Fakten "geradezu zynisch". Eine Zuchtsau habe etwa in der Komfortstufe je nach Gruppengröße maximal einen halben Quadratmeter mehr Platz als gesetzlich mindestens vorgeschrieben - dafür bekomme der Landwirt dann 50 Euro Bonus pro Zuchtsau und Jahr.

Darüber hinaus kritisierte die Tierschützerin, dass beispielsweise ein Betrieb mit Freilandhaltung dieselbe Unterstützung erhalte wie einer mit Außenklimastall. Aus Sicht des Tierschutzbundes ist das nicht angemessen. Genauso sei in der Premiumstufe eine fünftägige Fixierung der Sau rund um den Abferkeltermin erlaubt. "Das gehört definitiv nicht in ein Premiumprogramm", sagte Pommerening. Zudem sei dies eine "tierschutzwidrige Praxis".

Positiv bewerte der Tierschutzbund dagegen die vorgeschriebenen Schalen- oder Beckentränken. Auch dass das Beschäftigungsmaterial explizit "fressbar" sein muss, sei gut. Allerdings werde nicht vorgeschrieben, wie die Tiere an das Material kommen. Ein für Schweine so essenzielles Verhalten wie das Wühlen könne so nicht gewährleistet werden.