Ulm, Augsburg (epd). Am kommenden Montag (22. Juli) feiern die Ulmer wieder "Schwörmontag". In seinem ersten Bericht an die Ulmer Bürger werde der neue Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD) auf das Thema "Die Stadt in Zukunft" eingehen, teilte die Stadt am Dienstag mit.
Den zusätzlichen Feiertag verdankt die Ulmer Bevölkerung einer alten demokratischen Tradition. Jeweils am vorletzten Montag im Juli bekräftigt der Oberbürgermeister die Ulmer Stadtverfassung von 1379. Vom Balkon des alten Rathauses, dem "Schwörhaus", gibt er einen Bericht zur Lage der Stadt, den er mit der alten Eidesformel beschließt, den "Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein in allen gleichen, gemeinsamen und redlichen Dingen ohne allen Vorbehalt". Mit der Stadtverfassung, auf die sich der "Schwörmontag" bezieht, wurde ein lange schwelender Streit zwischen den in Zünften organisierten Handwerkern und den Patriziern, der damaligen städtischen Oberschicht, beigelegt. Diese Rechtsordnung wurde in einem "Großen Schwörbrief" fixiert.
Der "Schwörmontag" in seiner jetzigen Form besteht seit 75 Jahren. Nachdem der Festakt zeitweise von den Nazis für ihre Propagandazwecke instrumentalisiert wurde, wird seit 1949 der alte Stadt-Eid wieder von den jeweiligen Oberbürgermeistern bekräftigt. Um den "Schwörmontag" rankt sich ein reichhaltiges Begleitprogramm: Am Samstag gleiten bei einer abendlichen Serenade 8.000 kleine Lichter die Donau hinunter und die Brücken sind mit Feuerwerken illuminiert. Am "Schwörmontag" selbst sind einige Straßen gesperrt. Am Nachmittag viele Behörden und Geschäfte geschlossen, die Schülerinnen und Schüler dürfen früher nach Hause gehen. Beim "Nabada" zieht eine skurrile Armada aus 14 Themenbooten, acht Musikantenschiffen und unzähligen selbst gebastelten Wasserfahrzeugen an Tausenden Zuschauern an den Ufern vorbei.
Der Ulmer "Schwörmontag" ist nicht der einzige spezielle Feiertag einer Stadt: In Augsburg erinnert etwa seit Jahrhunderten jeweils am 8. August das "Hohe Friedensfest" an das Ende des 30-Jährigen Krieges und die Überwindung von konfessionellen Konflikten.
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