Erlangen (epd). Mehr als 950 Millionen Menschen auf der Welt bräuchten eine Brille, können sich aber keine leisten. Darauf hat der Erlanger Verein "EinDollarBrille" am Donnerstag zu seinem zehnjährigen Bestehen hingewiesen. Besonders betroffen seien Menschen in Ländern mit niedrigen Einkommen, insbesondere in Süd- und Südostasien sowie Afrika und Lateinamerika. Der Verein hat nach eigenen Angaben seit seiner Gründung über 370.000 Menschen mit Brillen versorgt.
"Wenn Kinder aufgrund ihrer Sehschwäche nicht lernen oder Erwachsene nicht arbeiten können, ist das nicht nur persönlich dramatisch, sondern wirkt sich auch enorm auf die Wirtschaftskraft der betroffenen Länder aus", sagte Martin Aufmuth, der "EinDollarBrille" gegründet hat. Laut der Weltgesundheitsorganisation beträgt der daraus resultierende Einnahmeausfall rund 269 Milliarden Dollar. Das entspreche in etwa der jährlichen weltweiten Entwicklungshilfe, so Aufmuth.
Das Ziel seines Projekts ist, allen Menschen weltweit Zugang zu einer augenoptischen Grundversorgung zu verschaffen. Die "EinDollarBrille" kann von Einheimischen auf einer einfachen Biegemaschine gefertigt werden. Der Materialwert inklusive der Kunststoffgläser betrage rund einen US-Dollar, hieß es. Ihr Verkaufspreis liege bei zwei bis drei lokalen Tageslöhnen. In zehn Projektländern seien mit der Idee bisher über 280 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Ausbildung der Brillenproduzenten und der Aufbau des Projekts in den Ländern werde durch Spenden finanziert.
Die Mitarbeitenden der "EinDollarBrille" kümmern sich aber auch darum, dass vom Grauen Star betroffene Patienten kostenlos operiert werden. Über 1.500 Menschen hätten im Jahr 2021 eine Operation erhalten, hieß es.