Dachau (epd). Mit einer Konzertlesung erinnert die evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau an den Wehrmachtsoffizier Wilm Hosenfeld, der während des Zweiten Weltkriegs zahlreichen NS-Verfolgten das Leben gerettet hat. Der Leiter der Wehrmacht-Sportschule in Warschau sei bei Kriegsende in sowjetische Gefangenschaft geraten und am 13. August 1952 im Alter von 57 Jahren im Lager Stalingrad gestorben. Bekannt geworden sei Hosenfelds Schicksal durch den Kinofilm "Der Pianist" über den jüdischen Musiker Władysław Szpilman, der ebenfalls in Warschau von ihm gerettet worden war, teilte die Versöhnungskirche mit. Posthum sei Wilm Hosenfeld 2008 von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt worden.

Wenige Wochen vor Hosenfelds 70. Todestag lese seine Tochter Jorinde Krejci aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen ihres Vaters, die seine Entwicklung vom NSDAP-Mitglied zum Gegner des Regimes widerspiegeln. So habe der Katholik am 16. Juni 1943 in Warschau angesichts der deutschen Verbrechen in sein Tagebuch notiert: "Eine untilgbare Schande, einen unauslöschlichen Fluch haben wir auf uns gebracht. Wir verdienen keine Gnade, wir sind alle mitschuldig." Und an seine Familie schrieb er am 23. August 1944: "Ich versuche, jeden zu retten, der zu retten ist."

Die heute 90-jährige Jorinde Krejci spricht in der Versöhnungskirche auch über persönliche Erinnerungen an ihren Vater, den sie 1944 bei einem Heimaturlaub das letzte Mal sah. Ehemalige Schülerinnen und Schüler des Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasiums spielen Werke von Władysław Szpilman, Chopin, Schumann und anderen. Das Konzert ist laut Veranstalter ein Novum: Erstmals werde dafür ein Flügel in die Versöhnungskirche transportiert.