Viele Jahrzehnte lang war es ein Ort, an dem Kinder tobten, Zelte aufgeschlagen wurden, Gitarrenklänge durch die Nacht schwebten. Ein christliches Freizeitheim, in dem Generationen von Jugendlichen Freundschaften geschlossen haben. Dann kam die Schließung. Brandschutzauflagen, marode Bausubstanz, fehlendes Geld. Ein Ort voller Erinnerungen schien verloren.
Doch wer jetzt durch das Tor tritt, spürt Aufbruch. Da sind Menschen, die nicht loslassen wollten – und die es tatsächlich geschafft haben, die Mühle in neue Hände zu legen. Nicht an Investoren oder einen Verein, sondern an eine Genossenschaft. An ganz viele.
Renovierung und Brandschutz: Es ist viel zu tun
Burkhardt Fischer-Peterson steht vor einem alten Holzfenster und lacht, als er die Mängel aufzählt. "Ich bin Schreiner, Holztechniker und Gebäudeenergieberater. Und was zu tun ist? Ja, es ist viel zu tun. Ein Hauptpunkt ist der Brandschutz, der wiederhergestellt werden muss. Fenster ertüchtigen, eine Rettungstreppe ausbauen – das sind die wichtigsten Dinge. Dann wollen wir die Küche erneuern und die sanitären Anlagen. Und je nachdem, wie die finanzielle Lage es hergibt, werden wir nach und nach immer wieder renovieren und den Zimmern neuen Glanz verleihen."
Er spricht ruhig, fast nüchtern. Aber zwischen den Zeilen blitzt Stolz auf. Hier wird nicht nur saniert. Hier entsteht ein neues Kapitel. "Wir wollen das Mühlrad mit einbinden, vielleicht eine Photovoltaikanlage installieren. Und die große Frage ist, wie wir mit fossilen Energieträgern umgehen. Ob wir Gas weiter nutzen oder eine Pelletsanlage einbauen – das wird gerade geklärt."
Mitgliederpower: Wie die Genossenschaft das Projekt trägt
Die Genossenschaft ist Herz und Motor des neuen Projekts. "Die Basis sind die Mitgliedsanteile", erklärt Silke Fischer-Peterson. "Ein Anteil kostet 250 Euro. Wir haben inzwischen rund 200 Mitglieder, viele mit mehreren Anteilen. Damit können wir schon etwa 30 Prozent der Investitionen in den kommenden drei Jahren abdecken."
Sie sitzt in der kleinen Stube, wo die Wände Geschichten zu erzählen scheinen. "Wir bekommen Förderungen von Stiftungen und vom Land. Aber wir sind noch nicht voll finanziert – wir hoffen, dass noch mehr Menschen aus der Region mitmachen. Dieses Projekt ist zukunftsträchtig. Es könnte Vorbild für andere Orte werden, wo alte Gebäude erhalten bleiben sollen."
bschied von der Kirche, Beginn einer neuen Ära
Über Jahrzehnte gehörte die Effeltermühle der evangelischen Kirche. "So wie es vor 40 Jahren begann, war es ein klassisches Dekanatsjugend-Übernachtungshaus", erinnert sich Dekan Markus Müller. "Aber Jugendarbeit sieht heute anders aus. Wichtig für die Jugend im Kreis wäre, dass sie den Ort für ihre Treffen nutzen könnten, das ist jetzt gegeben."
Die Kirche allein hätte den Erhalt nicht stemmen können. Und doch war da plötzlich eine spontane Idee, wie Doris Faul erzählt: "Wir feiern seit vielen Jahren unser Sommerfest hier in der Mühle. Als ich hörte, dass die Mühle wirklich geschlossen ist, habe ich gedacht: Das geht nicht. Wir müssen was tun. Dann habe ich Silke angerufen – und wir haben unser Konzept zusammengestellt und der Kirche vorgestellt. Danach war klar, dass wir es versuchen."
Die Kronacher Dekanin Ulrike Schorn erinnert sich an diesen Moment: "Es hat einfach Pling gemacht zwischen uns Beteiligten. Das hat gepasst. Für uns, als evangelische Kirche war es wichtig, dass wir ein Nutzungsrecht bekommen." Über den Kaufpreis haben sich beide Parteien zur Verschwiegenheit verpflichtet, aber Dekan Müller sagt, "es war schon mehr als der symbolische Euro, aber am Kaufpreis sollte dieses tolle Projekt nicht scheitern."
Die Mühle des Miteinanders: Raum für Workshops, Seminare und Feiern
"Das Konzept ist die Mühle des Miteinanders", sagt Doris Faul. "Wir haben einen inneren Kreis, der organisiert, dazu die Mitgestalter und die vielen Mitmacher, die uns finanziell unterstützen. Mit der gemeinnützigen Genossenschaft haben wir die passende Form gefunden. Und jetzt ist es so schön."
Was das bedeutet, bringt Lars Hofmann auf den Punkt: "Das Haus soll seinen Charakter behalten – ein Ort für Gemeinschaft. Es bleibt ein Gruppenhaus mit Zeltplatz. Einzelgäste können nicht einfach übernachten, das passt nicht zu unserer Satzung. Wir wollen Schulen, Jugendgruppen, aber auch Firmen und Teams ansprechen. Und wir öffnen für Workshops, Seminare oder auch Hochzeiten."
Er zeigt hinaus ins Tal, wo die kleine Kapelle steht. "Dieses Jahr feiern hier schon vier oder fünf Paare. Wir wollen kulturelle Veranstaltungen, Konzerte, Theater, Yoga-Retreats. Das ist ein traumhafter Ort und bietet immens viele Möglichkeiten." Thomas Helbig sieht das alles von der praktischen Seite: "Wenn das Haus wieder nutzbar ist, haben wir 30 Übernachtungsplätze. Aber wir können auch Einzelzimmer anbieten, zum Beispiel für Firmen. Der Zeltplatz bleibt für große Gruppen. Und vielleicht kommen irgendwann Tiny Houses dazu. Wichtig ist, dass wir wirtschaftlich funktionieren – dann hat das Ganze eine gute Zukunft."
Erinnerungen bewahren, Zukunft gestalten: Ein Ort für Generationen
Die Begeisterung für die Mühle hat viele getragen. "Das hat eine Eigendynamik gewonnen", sagt Silke Fischer-Peterson. "Wir hatten schon vor der Gründung Mitgestalter-Treffen, eine Homepage, viel Kommunikation. So sind in wenigen Monaten 200 Mitglieder entstanden. Viele Leute haben hier ihr Herz verloren oder gefunden – das macht es leichter, sie zu begeistern."
Lars Hofmann fasst es in Worte, die hängenbleiben: "Das Gefühl, was bei mir aufkommt, ist Stolz. Nicht überheblich, sondern ein freudiger Stolz. Wir haben es geschafft, diesen Ort zu erhalten. Und die Dorfgemeinschaft arbeitet toll mit uns zusammen. Das macht mich glücklich."
"Das große Kapital der Mühle sind die vielen Menschen, die hier gute Erfahrungen gemacht haben", sagt Silke Fischer-Peterson. "Jetzt geht es darum, diese Geschichte weiterzutragen."