Am fünften Jahrestag des rassistischen Anschlags in Hanau, bei dem neun Menschen brutal ermordet wurden, gedenkt die Stadt der Opfer. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird die Hauptrede halten, während drei Angehörige der Ermordeten, Sedat Gürbüz, Serpil Temiz Unvar und Said Etris Hashemi, ebenfalls sprechen werden. Das Motto der Veranstaltung lautet: "Gemeinsam gedenken - für Zusammenhalt und Zukunft".

Gürbüz und Unvar haben bei dem rassistischen Attentat jeweils einen Sohn verloren, Hashemi verlor seinen Bruder und wurde selbst verletzt. Cetin Gültekin wird aus seinem im vergangenen Jahr erschienen Buch "Geboren, aufgewachsen und ermordet in Deutschland" über seinen Bruder lesen.

Kranzniederlegungen und Bekenntnisse

Im Namen von Stadt, Land und Bund werden an den Grabstätten in Hanau, Offenbach, Bulgarien, Rumänien und in der Türkei Blumen- und Kranzniederlegungen organisiert. Am Donnerstag eröffnen die "Internationalen Wochen gegen Rassismus 2025" in Hanau mit mehr als 40 Programmpunkten.

Im Vorfeld äußerten sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser zu dem Jahrestag.

Scholz betonte in einer Videobotschaft die Notwendigkeit, dem rassistischen Hass entgegenzutreten, der den Morden von Hanau zugrunde lag. Faeser kündigte an, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen, und versprach, weiterhin an der Seite der Familien zu stehen.

Kritik von Amnesty International: Umfassende Aufarbeitung gefordert

Trotz dieser politischen Bekenntnisse kritisiert die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die mangelnde Aufarbeitung und fehlende Konsequenzen nach dem Anschlag. Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, erklärt dazu:

"Die Gewalttat von Hanau war kein Einzelfall und geschah nicht im politischen Vakuum. Rassistische Gewalt beginnt mit Worten, die Menschen markieren, abwerten, bedrohen und ausgrenzen. Sie wird befeuert, wenn diese Worte Karriere machen, statt Widerspruch zu ernten. Genau das aber erleben wir in Deutschland seit Jahren."

Duchrow fordert politische Konsequenzen und eine umfassende Aufarbeitung, um der Normalisierung von Rassismus und Menschenverachtung entgegenzuwirken. Sie betont die Notwendigkeit von Solidarität mit allen Betroffenen rassistischer Gewalt.

Die "Initiative 19. Februar Hanau" plant am Abend Mahnwachen an den Tatorten, um der Opfer zu gedenken und auf die weiterhin bestehenden Missstände aufmerksam zu machen. Die Angehörigen und Unterstützer*innen fordern seit Jahren eine lückenlose Aufklärung und konkrete Maßnahmen gegen Rassismus in Deutschland. 

13 rechtsextreme SEK-Beamte im Einsatz

Sie weisen unter anderem darauf hin, dass in der Tatnacht in Hanau 13 Polizeibeamte einer mittlerweile aufgelösten SEK-Einheit im Einsatz waren, deren Mitglieder sich in Chatgruppen rechtsextrem und rassistisch geäußert hatten. Dies hatte der damalige hessische Innenminister Beuth in einer Innenausschuss-Sitzung im hessischen Landtag 2021 eingeräumt. 

Am 19. Februar 2020 hatte ein Hanauer acht junge Männer und eine junge Frau aus rassistischen Gründen erschossen, anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst. Die Namen der Ermordeten lauten: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov.

 

(om/mit Material von epd)

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden