Weihnachten steht vor der Tür und insgeheim hofft man wieder einmal: Mögen mir alle Geschenke gefallen, damit ich niemanden enttäuschen muss. Doch die Realität sieht oft anders aus – und so hat man sich vielleicht schon in den vergangenen Jahren angewöhnt, überschwängliche Freude und ein herzliches Dankeschön zu zeigen, auch wenn das Geschenk so gar nicht dem eigenen Geschmack entspricht. Aber muss das sein? Was tun, wenn einem das Geschenk einfach nicht gefällt?
Das Geschenke-Paradox
Vor Weihnachten stehen wir oft unter dem Druck, für alle ein passendes Geschenk zu finden. Doch manchmal fehlt uns einfach die Kreativität, die Menschenkenntnis - oder einfach die Zeit, um uns intensiv Gedanken über die perfekten Geschenke für die ganze Familie zu machen. Es passiert: Ein Geschenk trifft nicht den Geschmack des Beschenkten.
Was in solchen Momenten oft fehlt, ist Verständnis. Obwohl wir beide dieses Dilemma kennen, fällt es uns schwer, offen und liebevoll über Geschenke zu sprechen. Dabei hat ein misslungenes Geschenk nichts mit Versagen oder mangelnder Zuneigung zu tun. Auf der einen Seite steht die Enttäuschung des Beschenkten, auf der anderen die Verletzung des Schenkenden, dessen gut gemeinte Geste nicht angenommen wird.
Doch wie navigiert man durch eine solch emotionale Situation, ohne Gefühle zu verletzen und die besondere Bedeutung des Augenblicks zu bewahren? Ganz einfach: Gemeinsam.
1. Prävention: Wie sich das Geschenke-Dilemma vermeiden lässt
Die einfachste Lösung für das Geschenke-Dilemma ist, es gar nicht erst entstehen zu lassen. Hier sind Ansätze für beide Seiten:
Für den Beschenkten:
Eine klare Kommunikation kann helfen, die eigenen Wünsche und Erwartungen verständlich zu machen. Wunschzettel sind längst nicht mehr nur etwas für Kinder - sie können Missverständnissen vorbeugen und sicherstellen, dass das Geschenk auch wirklich Freude bereitet. Der Überraschungseffekt geht natürlich verloren. Das Auspacken ist weniger spannend, wenn man schon weiß, was einen erwartet. Aber die Freude über ein passendes Geschenk macht das oft wieder wett.
Für den Schenkenden:
Ein gut durchdachtes Geschenk gelingt am besten, wenn man das ganze Jahr über aufmerksam ist. Ideen lassen sich sammeln, indem man aufschreibt, was der andere erwähnt, sich wünscht oder gerne tut. Eine Leidenschaft oder ein Hobby kann inspirieren und die Geschenkauswahl erleichtern. Solche Listen erfordern allerdings Disziplin - und wer denkt schon im Sommerurlaub daran, Weihnachtsgeschenke zu planen? Außerdem besteht immer die Gefahr, dass sich der Beschenkte bis dahin das Gewünschte selbst gekauft hat.
Wenn die Prävention also nicht greift und das Geschenkdilemma doch eintritt, hilft nur eines: Kommunikation.
2. Kommunikation: Hindernislauf durch Emotionen
Hier also die wichtigsten Punkte, auf die beide Seiten achten sollten, um das Gespräch so reibungslos wie möglich zu gestalten:
Für den Beschenkten:
Selbstverständlich sollte das Gespräch so respektvoll wie möglich geführt werden. Es ist aber besonders wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu wählen: Vermeidet es, das Thema direkt im Familienkreis anzusprechen. Es wäre für die Person, die das Geschenk gemacht hat, doppelt schlimm, wenn sie vor allen eine Ablehnung erfahren würde. Nehmt sie stattdessen beiseite, um die Angelegenheit unter vier Augen zu klären.
Betont unbedingt, dass die Geste des Schenkens von euch geschätzt wird – unabhängig davon, ob das Geschenk eurem Geschmack entspricht. Seid offen und erklärend: Kommuniziert klar, was das Problem ist, ohne verletzend zu wirken. Ein ehrlicher Austausch kann helfen, Missverständnisse auszuräumen und zukünftige Geschenke besser zu planen.
Für den Schenkenden:
Es kann schmerzhaft sein, zu hören, dass ein Geschenk nicht gut angekommen ist, vor allem, wenn man selbst davon überzeugt war, eine wohlüberlegte Wahl getroffen zu haben. Es ist jedoch wichtig, diese Rückmeldung nicht als persönliche Niederlage oder Angriff zu werten.
Eine solche Situation ist kein Zeichen von Versagen - manchmal kommt es einfach vor, dass ein Geschenk nicht den Erwartungen entspricht. Daran ist weder der Schenkende noch der Beschenkte schuld. Versucht, dieses Feedback als Chance zu sehen, die Wünsche des anderen besser zu verstehen. Statt Frustration oder Verletzung aufkommen zu lassen, nutzt das Gespräch als Chance, die Beziehung zu stärken.
Mit Feingefühl, Verständnis und der Bereitschaft, einander zuzuhören, kann ein schwieriges Gespräch zu einem Moment des Miteinanders werden - und dafür sorgen, dass zukünftige Geschenke wieder Freude bereiten. Und vielleicht wird aus einem misslungenen Geschenk ein gutes.
3. Der Umtausch: Wann ist er möglich?
Ein Geschenk, das nicht gefällt, muss nicht für immer im Schrank bleiben. Umtausch ist in vielen Fällen eine Lösung - die Möglichkeiten hängen jedoch von verschiedenen Faktoren ab.
Für den Beschenkten:
In Deutschland gibt es kein generelles Recht auf Umtausch oder Rückgabe einwandfreier Ware. Händler sind nicht verpflichtet, Waren zurückzunehmen, nur weil sie dem Käufer oder Beschenkten nicht gefallen. Dies gilt insbesondere für Einkäufe im stationären Handel, bei denen man auf die Kulanz des Geschäfts angewiesen ist. Gerade in der Weihnachtszeit zeigen sich jedoch viele Händler großzügig und bieten freiwillige Umtausch- oder Rückgabemöglichkeiten an - meist unter der Voraussetzung, dass ein Kaufbeleg vorgelegt werden kann.
Anders sieht es bei Online-Käufen aus. Hier gilt das gesetzliche Widerrufsrecht, das es Verbrauchern erlaubt, Waren innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen zurückzugeben. Ausnahmen gelten allerdings für individuell angefertigte Produkte oder Artikel, die aus hygienischen Gründen vom Umtausch ausgeschlossen sind. Wichtig ist, dass der Widerruf schriftlich erklärt wird - zum Beispiel per E-Mail oder über ein vom Händler bereitgestelltes Formular. Nach erfolgreichem Widerruf muss die Ware zurückgesendet werden und der Käufer erhält den Kaufpreis zurück.
Für den Schenkenden:
Um Enttäuschungen vorzubeugen, lohnt es sich, schon beim Kauf die Umtauschbedingungen zu prüfen. Viele Geschäfte geben gerne Auskunft über Fristen und Bedingungen. Der Kassenbon oder die Rechnung sollte unbedingt aufbewahrt werden, damit der Beschenkte das Geschenk bei Bedarf umtauschen kann.
Besonders bei Online-Käufen ist es wichtig, den Widerruf fristgerecht und eindeutig zu erklären. Die Händler bieten dafür oft eigene Formulare an, die den Vorgang vereinfachen. Nach der Rücksendung erfolgt in der Regel die Rückerstattung des Kaufpreises, der dann gemeinsam in ein neues Geschenk investiert werden kann.
4. Weitere Möglichkeiten
Manchmal ist ein Austausch einfach nicht möglich - aber auch dann gibt es kreative und respektvolle Lösungen, die mit Fingerspitzengefühl umgesetzt werden können.
Für den Beschenkten:
Für alle anderen Wege, Geschenke sinnvoll weiterzugeben, sollte immer das Einverständnis des Schenkenden eingeholt werden, um Missverständnisse oder verletzte Gefühle zu vermeiden.
Eine Möglichkeit ist der Weiterverkauf z.B. über Online-Plattformen oder die Spende an eine gemeinnützige Organisation. Auch sogenannte Tauschpartys oder "Schrottwichteln" bieten eine unterhaltsame Lösung: Ungeliebte Geschenke werden im Freundes- oder Familienkreis weitergegeben, wobei sie oft einen echten Mehrwert für andere haben. Solche Veranstaltungen machen nicht nur Spaß, sondern sorgen auch dafür, dass jedes Geschenk einen neuen, glücklichen Besitzer findet.
Für den Schenkenden:
Statt sich aus Pflichtgefühl zu einem Geschenk zu zwingen, das vielleicht gar nicht passt, kann es sinnvoll sein, kleinere und flexiblere Lösungen zu wählen. Eine liebevolle Geste wie ein symbolisches Geschenk mit der Ankündigung, gemeinsam etwas Passendes auszusuchen, kann eine gute Alternative sein.
Es ist völlig in Ordnung, ehrlich zuzugeben, dass man nichts Passendes gefunden hat. Manchmal reicht auch eine kleine Aufmerksamkeit, ergänzt durch Zeit oder gemeinsame Erlebnisse, um die Freude am Schenken zu erhalten. Ein Geschenk muss nicht perfekt sein, um Freude zu bereiten.
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