Der 82-jährige Ruhestandspfarrer und ehemalige Religionslehrer am WWG in Bayreuth wurde kürzlich von der jüdischen Obermayer Foundation Widen the Circle ausgezeichnet. Diese globale Vereinigung fördert Werte wie Respekt, Verständigung und Aussöhnung zwischen den Völkern. Die Auszeichnung würdigt Loschers Einsatz für das Bewusstsein und die Erhaltung des jüdischen Lebens in Deutschland.

In der übersetzten Urkunde heißt es: "Klaus Loscher verliehen in Anerkennung Ihrer wichtigen Arbeit, die das Bewusstsein für das ehemals pulsierende jüdische Leben in Ihrer Gemeinschaft schärft und dessen reiche Historie für heute relevant macht. Lehren aus der Geschichte zu ziehen ist entscheidend für die Bekämpfung von Hass und Vorurteilen in heutiger Zeit."

Loscher interessiert sich seiner Jugend für die jüdische Kultur

Joel Obermayer, ein Vertreter der Foundation, betonte in einem Begleitschreiben: "Ihre Bemühungen tragen dazu bei, dass wir die Vergangenheit verstehen und ihre Bedeutung für die heutige Welt erkennen. Wir gratulieren zu Ihrer Arbeit und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg." Loschers Interesse für die jüdische Geschichte und Kultur begann bereits in seiner Jugend. Mit 16 Jahren arbeitete er in der Dampfziegelei "Marie" in Gundelsdorf, die einst dem jüdischen Geschäftsmann Julius Obermeier gehörte.

Obermeier wurde von den Nazis mehrfach inhaftiert und starb unter ungeklärten Umständen. Jahre später verfasste Loscher einen Artikel über Obermeier im Heimatkundlichen Jahrbuch des Landkreises Kronach mit dem Titel "Julius Obermeier – hochherziger Mäzen und Freund seiner Arbeiter". Um Obermeiers Schicksal zu ehren, wurde am 16. Juli 2022 ein Stolperstein am Eingang zur "Obermeier Villa" vom "Aktionskreis Kronacher Synagoge e.V." angebracht.

Loscher ist Pfarrer und Autor

Ein weiterer bedeutender Moment in Loschers Leben war 1966, als er an einem mehrwöchigen Arbeitseinsatz im Kibbuz "Kfar ha Maccabi" nahe Haifa teilnahm. Über diese Erfahrung berichtete er im Heimatkundlichen Jahrbuch unter dem Titel "Eine denkwürdige Begegnung 1966 in Israel". 1987 veröffentlichte Loscher zusammen mit seinem ehemaligen Schüler Udo Hahn, heute Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, ein Buch über den Religionslehrer Georg Maus. Maus wurde im Dritten Reich wegen seines Glaubens zum Märtyrer. Das Buch "Ich habe nicht verleugnet. Georg Maus. Leben und Wirken eines Religionslehrers im Dritten Reich" beschreibt, wie Maus das Liebesgebot Christi über den Hass des Propagandaministers Joseph Goebbels stellte.

Der damalige Bischof der Evangelischen Landeskirche Bayern, Johannes Hanselmann, schrieb im Vorwort: "Die Biografie von Georg Maus ist ein Stück deutscher Zeitgeschichte, das in die dunkle Epoche unserer jüngsten Vergangenheit fällt." Dieses Buch wolle nicht primär ein Denkmal setzen, sondern ein Stachel sein, der sich in der Erkenntnis zuspitzt, dass es von der Gottesverachtung zur Menschenverachtung nur ein kleiner Schritt ist. Diesem Menetekel sollten wir uns gerade heute unumwunden stellen.

Die Schuld beim Namen nennen

Neben seiner publizistischen Tätigkeit hielt Loscher zahlreiche Bildvorträge und setzte sich dafür ein, verfolgten Juden und Halbjuden ihre verlorene Würde zurückzugeben. Er betonte stets die enge Verwandtschaft von Juden und Christen und die Notwendigkeit, das Unrecht der Vergangenheit aufzuzeigen. In seinem Dankesbrief an die Familie Obermayer schrieb Loscher:

"Es war mir eine Herzensangelegenheit, mich besonders für unsere jüdischen Mitbürger einzusetzen, um das Unrecht aufzuzeigen, das ihnen vom Naziregime angetan worden ist. Leider schlagen ihnen auch heute wieder Intoleranz und Hass entgegen."

Loscher war jahrzehntelang als evangelischer Religionslehrer an Gymnasien tätig. In Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern stellte er fest, dass das Unrecht am jüdischen Volk im Dritten Reich im Bewusstsein junger Menschen heute viel zu wenig verankert ist. Deshalb bemühte er sich, die deutsche Schuld durch konkrete Beispiele zu verifizieren. Als Christ ist es ihm wichtig, Schuld – auch die der Kirche – beim Namen zu nennen und so den Weg für einen Neuanfang zu ebnen.

Klaus Loscher hat sich mit seinem Einsatz für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und für die Verständigung zwischen Juden und Christen engagiert. Die Ehrung durch die Obermayer Foundation würdigt seine Arbeit und erinnert daran, dass die Lehren aus der Geschichte für unsere heutige Gesellschaft von Bedeutung sind.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden