Der Fall der Mauer. Das Ende des Kalten Krieges. Das große Wunder des Jahres 1989. Nun würde sich vieles zum Guten wenden, dachten viele, auch ich. Die Demokratie hatte sich bewährt. Nationen und Völker würden sich freier aufeinander zu bewegen. Im Rückblick erscheint mir die Zeit danach wie die Stille vor einem Sturm. Und die Art und Weise, wie heute die große Politik, aber auch der Einzelne, mit den dunklen Problemwolken und Krisengewittern umgehen, erschreckt mich. Die Demokratie ähnelt eher einem Boxsack, mit vielen Feinden, die darauf einschlagen.

Was sich auch geändert hat: Einzelne Mächtige verändern das Gesicht unserer Welt massiv. Was mich am meisten erschreckt, ist, dass es Christen sind, mit denen ich denselben Glauben bekenne. Mit dem sie sogar ihr Handeln begründen und ihre Macht legitimieren wollen. Um nur drei Führungsfiguren zu nennen: Donald Trump ist getaufter Christ der presbyterianischen Kirche in Amerika. Er sieht sich seit 2020 als nichtkonfessioneller Christ und hat seinen Amtseid mit der Hand auf seine Kinderbibel abgelegt. Wladimir Putin, als Kind angeblich heimlich getauft, zeigt sich als Christ der russisch-orthodoxen Kirche. Viktor Orban ist seit 1998 als Regierungschef der Dienstälteste in Europa und Christ der evangelisch-reformierten Kirche in Ungarn.

Wer beherrscht die Welt?

Alle drei vermitteln, dass ihr Glaube auch ihr politisches Handeln bestimme. Sie wären keine Führungsfiguren, würden nicht immer mehr Menschen ihre Ansichten teilen. Wie ist es möglich, dass Ausgrenzung und Menschenhass gegenüber anderen mit dem christlichen Glauben scheinbar Hand in Hand gehen? Warum lässt sich der christliche Glaube so leicht instrumentalisieren? Das hat eine Geschichte, von der ich heute erzählen möchte, liebe Hörerinnen und Hörer.

Vor 1700 Jahren, von Juni bis Juli des Jahres 325, kamen 318 Bischöfe zusammen, zum ersten Ökumenischen Konzil in Nizäa, heute Iznik in der Türkei, 140 km südlich von Istanbul. Sie wollten die Frage beantworten: Wer ist Gott? Und auch: In welchem Verhältnis steht Jesus zu ihm? Vordergründig waren es rein theologische Fragen. Aber im Hintergrund vibrierte eine andere Frage: Wer beherrscht oder regiert die Welt? Eingeladen zum Konzil hatte Kaiser Konstantin. Die Vorstellung, mit Hilfe der Religion auch die Machtfrage zu beantworten, beflügelte den Kaiser und alle, die an Macht interessiert waren, ob in der Kirche oder der Politik. Wie musste eine Religion sein, die sich als geistige Grundlage für ein ganzes Weltreich eignen könnte? Einen Vorteil des Monotheismus hatte der Kaiser schon vorab begriffen. Eine klare Ein-Gott-Religion wäre in der Lage, sein Machtgebäude von oben nach unten zu befestigen: Ein Gott – ein Kaiser – ein Reich – ein Volk.

Glaube top down

Der Hauptvertreter der Monotheisten am Konzil war Arius aus Alexandria in Ägypten. Ein großer, hagerer Mann mit einer weichen Stimme, ein mutiger Mann. Auch die Ohrfeige, die ihm nach der Legende der spätere Heilige Nikolaus von Myra am Konzil öffentlich verpasste, änderte nichts an seinen Ansichten. Arius argumentierte ziemlich clever. Für ihn war Jesus auf keinen Fall Gottes Sohn, sonst gäbe es zwei Götter im Himmel, meinte er, und das könne nicht sein.[1]

Jesus ist ein Mensch, freilich der oberste und vornehmste aller Menschen, unvergleichlich hoch über allen anderen, aber eben doch Mensch von Fleisch und Blut.

Und damit in keiner Weise Gott gleich. Gott ist der Erste und Einzige. So wie Arius konnten sich viele Anhänger im vorwiegend griechisch sprechenden Osten des römischen Reichs den Glauben nur Top-Down vorstellen: Ganz oben herrscht der eine Gott. Der Mensch Jesus auf Erden wird von Gott quasi als Sohn adoptiert. Er ist der Vermittler und gibt die göttlichen Anweisungen an die Gläubigen weiter.

Vom Konzil selbst gibt es kein Protokoll, nur einige spätere Berichte. Wie soll man sich die Diskussionen vorstellen? Nur drei Bischöfe kamen mit dem Kaiser aus Rom, alle anderen 315 Bischöfe aus dem Osten des Reiches. Ehrlich gesagt, habe ich immer das griechische Kafenion vor Augen, wie sie dort lautstark, emotional und gestenreich diskutieren. So ähnlich war es wohl auch am Konzil.

Monotheismus – der ferne Gott

Der Monotheismus, wie ihn auch Arius vertritt, legt viel Wert darauf, dass Gott fern ist. Der Prediger Salomo (5,1f.) sagt:

Gott ist im Himmel, und du, Mensch, bist auf Erden. Drum mache nicht viele Worte. Wer viel Mühe hat, fängt an zu träumen, und wer viel spricht, fängt an, töricht zu reden.

Wer kann schon etwas über einen Gott sagen, der fern ist? Die Versuchung ist dennoch groß, alles Mögliche in Gott hineinzuträumen, wenn mir die dicken Probleme der großen Welt wie meiner kleinen Welt auf die Seele drücken. Sei es, dass ich glaube zu wissen, warum Gott mir nicht hilft. Oder das Gegenteil, als könnte ich genau sagen, wie Gott mir helfen soll. Sich ein Bild von Gott zu machen, ist verständlich, aber ein Kind der eigenen Phantasie. Die Qualität des Monotheismus ist, dass er die Gefahr kennt, wenn sich ein Mensch seinen eigenen Gott im Kopf und in der Seele macht. So verstehe ich es, wenn der Prediger Salomo warnt vor zu viel Raum für törichte Träume des Herzens. Für Monotheisten ist das zweite Gebot (Ex 20,4) enorm wichtig: Du sollst dir kein Bildnis machen. Denn für sie blitzt nur ganz selten in einzelnen Menschen auf, wer Gott eigentlich ist und was er will. So war es auch bei dem Menschen Jesus, sagt Arius.

Wie hat die Gegenseite am Konzil argumentiert? Der Gegenspieler des Arius war Athanasius. Beim Konzil ist er Diakon, ein sehr gebildeter Mann. Später wird er Bischof von Alexandria. Für ihn ist Jesus von Anfang an Gott der Sohn, also dem Vater gottgleich. Vielleicht denken Sie jetzt, liebe Hörerinnen und Hörer: Also haben die Theologen doch nur spitzfindig über Worte herumgestritten. Aber der Glaube an die Dreieinigkeit Gottes, dass Gott ‚drei in eins‘ ist, sucht einen anderen Weg, wie Gott und Mensch zusammenkommen. Und findet dabei überraschende Antworten auf die Fragen, die Menschen zu allen Zeiten bewegt: Wer ist Gott? Wie kommt Gott den Menschen nahe? Wie macht er sich ihnen vertraut? Wie herrscht Gott in der Welt?

Dreieinigkeit – der nahe Gott

Dass Gott nämlich nicht fern ist, sondern nahe herbeigekommen. Dass das Reich Gottes, also die Weise, wie Gott regiert, mitten unter euch ist (Lk 17,21). Das Reich Gottes ist nahe, sagt Jesus (Lk 21,31). Und der Apostel Paulus (Apg 17, 27b) sagt den Leuten von Athen: Gott ist nicht ferne einem jeden von uns. Wie ist das gemeint? Ob Jesus predigt, mit seinen Händen heilt, mit Worten tröstet, in Gleichnissen überraschende Perspektiven aufzeigt, auch traditioneller Frömmigkeit widerspricht – alles dient dem einen Ziel, den Willen Gottes und die Weise, wie Gott den Menschen nahekommt, bekannt zu machen. In Jesus bleibt Gott nicht fern. Ich darf wissen, erfahren und glauben, was Gott will. Dafür ist die Dreieinigkeit Gottes der neue Weg, um das zu verstehen.

Niemand kann Gott festhalten, nicht in Gedanken, nicht in Lehren, Sätzen und Worten über ihn. Auch kein Konzil. Alles, was ihr habt, ist das Leben Jesu, seine Worte, seine Taten, im Lauf der ersten Jahrhunderte aufgeschrieben in der Bibel. Dort zeigt sich Gott. Er offenbart sich euch. Wenn ihr sie lest, mit offenem Herzen, kommt Gott euch nahe. Das haben die Konzilsväter zeigen wollen, und auch, dass kein Mensch kann, was Gott der Sohn kann. Wäre Jesus nur ein Mensch gewesen, hätte er zwar kluge und weise Dinge sagen können, wie man zum Beispiel mit Leid und Sterben umgehen könnte. Aber den Tod besiegen, ihm ein Ende setzen? Einen Menschen für tot zu erklären, der dann angeblich wieder aufersteht, mag eine pfiffige Idee sein, wäre aber nur eine kraft- und saftlose Behauptung. Und ich bezweifle, dass es jemals eine weltweite Christenheit gegeben hätte.

Einen neuen Anfang machen

Aber es ist anders gekommen, weil die Botschaft eine andere ist: Es ist Gott selbst, der in seinem Sohn stirbt und aufersteht. Der einen neuen Anfang macht, wie kein Mensch neu anfangen kann. So wie kein Mensch das Ende einer Geschichte wissen kann, damit Neues entsteht. Nur Gott kann es. Maria, die Mutter Jesu, erzählt in ihrem Lobgesang (Lk 1,46-55) von Gott. Etwas salopp gesagt: Dass er Menschen, die sich sonst was einbilden, alt aussehen lässt. Dass er Regierungen stürzt und die Kleinen sich erheben dürfen. Wer satt und reich ist, geht bei ihm leer aus. Und dass er das schon vor Ewigkeiten Abraham und seinen Nachkommen versprochen hat.[2] Gott macht einen neuen und überraschenden Anfang mit Jesus. Das ist es, was Athanasius verstand und was Arius nicht sah. Und Athanasius sagt: Gott will die Welt nicht beherrschen, sondern erlösen.

Neu anfangen können, das ist Macht, liebe Hörerinnen und Hörer. Alles andere ist Gewalt, die herrschen will. Allmacht! Mit der Faust dreinschlagen, erobern, dominieren, unterdrücken. Der Kick, die Pointe des Konzils, ist aber: Gott bekennt sich in seinem Sohn Jesus zu etwas Anderem. Ganz steil gesagt: Gott dankt als Herrscher ab, damit Jesus, sein Sohn, der Erlöser sein kann. Diese Erkenntnis betont das Konzil von Nizäa und hebt sie hervor. Wir glauben, dass Jesus der Erlöser, der Befreier ist. Auf Hebräisch: Messias. Auf Griechisch: Christus. Aus Gott dem Herrscher wird Gott der Erlöser und der regiert anders. Anders als sich Arius es gedacht hat. Anders, als es sich der Kaiser Konstantin erhofft hat.

Macht oder Gewalt?

Donald Trumps Vater hat seinem Sohn vermittelt, er sei etwas Besonderes und anderen überlegen. Er hat zu ihm gesagt, dass er ein König sei, also ein Monarch, und bei allem, was er tue, ein Killer werden müsse. König und Killer, wörtlich so gesagt. Die Empfehlung an den Sohn lautet: Entscheide dich für die herrschende Gewalt, für den Alleinherrscher und gegen die Macht. Das Motto der Bürgerinnen und Bürger in den USA bei ihren Demonstrationen gegen seine Regierung bringt es auf den Punkt: No Kings! – Keine Könige!

Seit dem Konzil in Nizäa ist jeder Versuch, die eigene politische Agenda mit Gott zu rechtfertigen, als verantwortungslose Herrschaft gebrandmarkt. Eine Begründung für eine Politik als Herrschaft von oben nach unten, als könnte sich ein Mensch auf einen Königsthron setzen und so tun, als gäbe es niemanden mehr über ihm oder ihr – das ist vorbei, Nizäa sei Dank. So gesehen hat Kaiser Konstantin am Konzil mit seinen politischen Wünschen als Weltenherrscher ein Eigentor geschossen. Dasselbe Eigentor schießen Herrschende bis heute, die Großen wie die Kleinen, die den Chef raushängen lassen, in Politik und Wirtschaft, im Beruf, in Vereinen, Kirche. Auch in Familien können die Beherrscher ihrer kleinen Welten höchst umtriebig sein, wenn es um ihre Herrschaft geht.

Das nizänische Glaubensbekenntnis markiert eine Zäsur: Es gibt nur diesen einen König: Jesus. An großen Feiertagen von allen christlichen Kirchen in Ost und West gesprochen, sind seine Worte tiefgründig und bedeutungsschwer, wenn es von Jesus spricht:

Gottes eingeborenen Sohn, / aus dem Vater geboren vor aller Zeit: / Gott von Gott, Licht vom Licht, / wahrer Gott vom wahren Gott, / gezeugt, nicht geschaffen, / eines Wesens mit dem Vater; / durch ihn ist alles geschaffen.

In dem Wort Monarchie steckt nicht nur der Alleinherrscher, sondern auch: Der eine Ursprung, der eine Anfang. Gott, der Vater und der Sohn haben denselben Ursprung. Alles beginnt mit Vater und Sohn. Wer ‚neu anfangen‘ kann, hat Macht. Neu anfangen können ist das Königliche an der Macht. Es ist ihr besonderer Charakter.

Das Königliche an der Macht

Und mit Gottes Hilfe können auch wir Menschen neu anfangen. Im Deutschen bedeutet herrschen und regieren dasselbe. Im Englischen dagegen gibt es to govern und to reign. Per Definition kann nur der König regieren. Governance ist die herrschende Verwaltung, geplantes politisches Handeln, Gesetze, Koalitionsverträge. Einen Deal machen, so wie der Kaiser wollte, dass Arius und Athanasius sich auf einen Kompromiss einigen sollten.

To reign dagegen ist die Sache, bei der regiert wird. Sie geschieht, wenn jemand im richtigen Moment das Neue, das Überraschende tut, das zugleich alles verändert. Ich erinnere an den Bundeskanzler Willy Brandt im Jahr 1970, der sich am Denkmal des Warschauer Ghetto-Aufstands gegen die Nazis plötzlich hinkniet. Der ungeplante Moment bewirkt viel für die Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen. "Er kniet! Er kniet!" flüstern damals die in den ersten Reihen nach hinten. Eine königliche Geste ohne Worte. Da wurde regiert. Neu. Anders. Überraschend.

Gott kann – was er will

Vor einigen Jahren kam ein Jugendlicher zu mir, der seinen Konfirmationsspruch gefunden hatte, wo Jesus sagt: Alles ist möglich, dem, der da glaubt (Mk 9,23). Er wollte gerne eine Textfassung, mit der er sich das Bibelwort leichter merken konnte, und so sollte es auch auf seiner Urkunde stehen: Wer glaubt, kann alles. Eigentlich steht es so nicht da. Aber ich begriff, dass ihm die selbstgewählte Fassung viel bedeutete. Für ihn, so glaube ich, drückten in einer schwierigen Jugendzeit diese vier Worte aus, dass Gott an ihn glaubt. Er fühlte sich von Gott ins Vertrauen gezogen. Ich erfüllte ihm seinen Wunsch. Einige Jahre später kam in der Nürnberger Fußgängerzone ein junger Mann mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mich zu, so dass ich etwas erschrocken war. "Sie", meinte er, "Erinnern Sie sich? Wer glaubt, kann alles." Es war jener Konfirmand.

Wen Gott ins Vertrauen zieht, der kann alles – solange klar ist, worauf sich das Alleskönnen bezieht, nämlich auf das, was Gott will. Gott will nicht alles, so wie der Mensch sich manchmal wünscht, er wäre allmächtig und könnte alles machen. Sondern Gott kann alles das – was sein Wille ist: Vergeben. Trösten. Zum Frieden ermutigen. Frieden schenken. Barmherzig sein. Nahekommen. Wo er dabei ist, kann alles andere egal sein. Er widerspricht mir, damit ich neue Wege finde. Gott lässt mich neu anfangen.

Das Bekenntnis von Nizäa beginnt mit den Worten: Wir glauben an den einen Gott. Jesus nennt seine Freunde manchmal kleingläubig. Früher dachte ich, Kleinglaube wäre ein Defizit meines Glaubens. Ich würde nicht stark genug glauben. Aber eigentlich ist diese Anrede eine wohlwollende Beschämung, als wollte Jesus zu mir sagen: ‚Ich weiß, wie schwer es dir fällt. Aber begreifst du denn nicht, was Gott tun kann, wenn du ihm vertraust?‘ Das Vertrauen, in das Jesus mich zieht, ist keins, das ich in mir selber finde oder als Glaubensenergie mit mir trage. Sondern ich erkenne überrascht: ‚Ich werde gehalten!‘ Womit ich nicht rechnen konnte. Wo mir etwas entgegenkommt. Wie macht Jesus das?

Jesus zieht mich in sein Vertrauen

Petrus wagt es, in der Nacht seinem Freund Jesus auf dem Wasser des Sees Genezareth entgegenzugehen. Bis er nach unten schaut, auf sich selbst, die Situation, in der er ist, hinter sich das Boot, vor sich das tiefe Wasser. Und dann heißt es, (Mt 14,31), streckte Jesus sogleich die Hand aus und ergriff [Petrus] und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? Er kommt Petrus entgegen. Er bleibt nicht fern von dem, der versinkt. Jesus zieht Petrus in sein – also in Jesu eigenes – Vertrauen. Und es kommt darauf an, ob Petrus dieses Vertrauen erkennt und sich hineinziehen lässt. So wie der Konfirmand: Nach seinem Konfi-Spruch hat er mit demselben Vertrauen gegriffen wie Petrus nach der Hand Jesu.

Jesus sagt nicht: Du brauchst mehr Glauben. Auch nicht: Du musst dich deinen Katastrophengedanken entgegenstellen. Vertrauen fordern, das tun Menschen, besonders Herrschende. Jesus fordert kein blindes Vertrauen. Er lässt mich nicht mit mir allein. Er zieht mich in sein Vertrauen hinein. Regieren, nicht herrschen. So macht Jesus das. Neu. Anders. Überraschend.

Für Alleinherrscher beten?

Trump, Putin, Orban – wie kann ich als Christ mit den drei Mitchristen umgehen? In Gedanken vernichten? Niedermachen? Ihnen den Glauben absprechen? Geistig exkommunizieren? Politik-Bashing in Social Media? Das wäre: Im Herrschaftsmodus mit ihnen umgehen – wie sie es tun, Tag für Tag.

Mit ihnen im Jesusmodus umgehen, könnte bedeuten: Nicht schweigen. Jede Partei, jedem Menschen widersprechen und widerstehen, die diese drei unterstützen. Barmherzig mit den Verantwortlichen in Europa sein, die mit den dreien und anderen selbsternannten Herrschern verhandeln müssen; für sie beten. Und für die, die bei uns demokratisch den Ausgleich suchen; sie ermutigen. Gemeinsam neu anfangen.

Für die drei Alleinherrscher beten? Nur um eins: Um einen Neuanfang, dass ihnen etwas Neues einfällt. Und sie königlich ertragen. Gott weiß das Ende ihrer Herrschaft. Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr aber kommt.[3]

 

[1] Arius kann den ‚Sohn‘ nur als den ‚Erstgeborenen der Schopfung‘ ansehen, nicht aber als den eingeborenen Sohn des Vaters, weil er sich genötigt sieht, die Einheit des Einen Gottes festzuhalten. Jürgen Moltmann, Trinität und Reich Gottes. Zur Gotteslehre. München 1980, S. 148

[2] Nach Martin Dreyer, Volxbibel. Next Level. SCM-Verlagsgruppe Holzgerlingen 2023, zu: Lk 1, 44-52, etwas geändert und umformuliert.

[3] Gustav W. Heinemann, Glaubensfreiheit – Bürgerfreiheit. Reden und Aufsätze Kirche – Staat – Gesellschaft 1945-1975, hrsg. v. Dieter Koch, München: Chr. Kaiser 21990, S. 68. Am Essener Kirchentag 1950 lauten die Schlussworte des späteren Bundespräsident Gustav Heinemann: Lasst uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen, unser Herr aber kommt.

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