"Der Zölibat kann nicht 100 Prozent gelebt werden. Der Anteil der Priester, der ihn wirklich einhält, ist gering", sagte Bilgri laut der "Augsburger Allgemeinen". Er schätze den Anteil der zölibatär lebenden Priester auf ein Drittel, erklärte Bilgri.

Der frühere wirtschaftliche Leiter des bayerischen Klosters Andechs bringt in dem Gespräch den Zölibat auch in Zusammenhang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche: "Wenn der Zölibat fallen würde, könnten die Menschen ihre Sexualität normal ausleben." Aus seiner Ordenszeit kenne er Leute, die Schüler missbraucht haben. Das seien oft keine Pädophilen, sondern Menschen, "bei denen die Sexualität plötzlich aufbricht und die sie an den Jugendlichen, die gerade da sind, ausgelebt haben".

Warum die katholische Kirche den Zölibat freigeben muss


Bilgri war selbst 30 Jahre lang im Kloster, bevor er 2004 aus dem Benediktiner-Orden austrat. Der ehemalige Mönch arbeitet heute als Coach und Buchautor. Am 4. September erscheint sein Buch "Bei aller Liebe - Warum die katholische Kirche den Zölibat freigeben muss". Darin bezeichnet Bilgri die Enthaltsamkeit unter anderem als "Lebenslüge" und "katholische Scheinheiligkeit".