1685 hatte Markgraf Christian-Ernst von Brandenburg-Bayreuth die nun wegen ihres Bekenntnisses nach dem durch den französischen König Ludwig XIV. erlassenen "Edikt von Fontainebleau" nicht mehr geduldeten französischen Protestanten – auch "Hugenotten" genannt" – eingeladen, sich in Erlangen anzusiedeln und eine Kirche zu bauen. Deren Grundstein wurde 1686 gelegt, drei Jahre später kam der Dachstuhl drauf, erst 1732 der Turm.
"Dabei entstanden durch Unachtsamkeit schon die ersten groben Fehler am Gebälk", erklärt Gerhard Dünnwald. Der Presbyter (Kirchenvorsteher) der Gemeinde ist derzeit das Bindeglied zwischen Pfarrerin Susanne Gillmann und dem Architekturbüro, das für die Sanierung verantwortlich zeichnet und kümmert sich um Planungen, Förderanträge und den Kontakt zu potenziellen Spendern. "Der Dachstuhl ist eine Meisterleistung der Zimmerei, allerdings nun in die Jahre gekommen", bekennt Gillmann. Durch Witterungseinflüsse hat sich der Dachstuhl um rund 30 Zentimeter nach unten, rund 20 nach außen versetzt, wie sich nach einer Bestandsaufnahme eines Kemptener Ingenieurbüros gezeigt hat. Dabei wurde das gesamte Gebäude per Laser gescannt, der Dachstuhl statisch neu berechnet, aber auch das Sandsteinmauerwerk von Kirche und Turm begutachtet.

Dünnwald zeigt auf einem Plan sämtliche ausgemachten Stellen an denen Handlungsbedarf besteht. "Es ist dringend", sagt er. Zwar gehe momentan vom Dachstuhl noch keine Gefahr für die Kirchenbesucher oder die Passanten draußen aus, aber man sollte nicht allzu lange warten, bis die Sanierung angegangen wird. Von der werden die vielen Menschen, die täglich an der Hugenottenkirche vorbeilaufen, wahrscheinlich gar nicht viel mitbekommen. Denn das Gebälk wird mittels sogenannter Hängesprengwerke im Zickzackstich-Verfahren erneuert. Dabei werden ohne das Dach abdecken zu müssen über verschiedene Montageöffnungen neue Balken eingezogen oder beschädigte Stellen repariert. Lediglich das Gerüst, das ab Januar aufgebaut wird, verweist dann darauf, dass unter dem Dach gearbeitet wird.
Rund 5 Millionen Euro werden investiert
Die Kosten für die reinen Sanierungsarbeiten sind mit 3,9 Millionen Euro veranschlagt – für die restlichen 1,1 Millionen soll die alte, gasbetriebene Raumluftheizung durch eine moderne ersetzt, die elektrischen Anlagen ausgetauscht werden und zwei multifunktionale Glasräume entstehen. "Wir öffnen unsere Kirche für die Stadtgesellschaft", erklärt Pfarrerin Gillmann. Im Zuge des Umbaus will die Gemeinde ihr Haus als Veranstaltungsraum weiter etablieren. "Es geht in Richtung Kulturkirche", meint die Pfarrerin. Ein kleines Café, das ebenfalls mit auf der Wunschliste steht, dürfe zwar nicht kommerziell betrieben werden, stünde aber zumindest bei Veranstaltungen als Versorgungsmöglichkeit zur Verfügung. In Konkurrenz zu den religiösen Veranstaltungen in der Hugenottenkirche sieht die Pfarrerin keine der möglichen Aktionen. "Der Raum wird dann heilig, wenn Menschen in ihm zum Gebet zusammen kommen", erläutert sie den reformierten Ansatz.
In hohen Maßen sind Förderanträge in einem Volumen von 2 Millionen Euro gestellt worden. Rund anderthalb Millionen Zuschuss sowie ein zinsloses Darlehen kommen vom Synodalverband der 13 reformierten Gemeinden in Bayern, weitere vom Bund sowie aus dem bayerischen Entschädigungsfonds. Die Gemeinde hat sich zum Ziel gesetzt, neben dem Einsatz von eigenen Mitteln aus Rücklagen Spenden von rund 500.000 Euro zu erreichen. Für manche Spende gibt’s dabei auch eine Gegenleistung: Für zehn Euro kann man beispielsweise eine Schindel, für 195 Euro einen Quadratmeter Dach oder für 650 Euro einen Meter Balken erstehen. Oder sich in Bocksbeutelform ein "Dachtröpfla" sichern, in dem dann Silvaner, Bacchus oder Zweigelt schwenkt.

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