Wie man es auch dreht und wendet - die Kirchen bieten längst nicht mehr nur Raum für Spiritualität, sondern sind auch wichtige Akteurinnen der Zivilgesellschaft. Zum einen natürlich über die Diakonie, die unverzichtbare Beiträge zur sozialen Infrastruktur des Landes leistet. Aber auch als moralische Institution, an die hohe Erwartungen in Bezug auf Debattenbeiträge zu ethischen Fragen gestellt werden. 

Die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat sogar ergeben, dass eine Mehrheit der Menschen – egal, ob Mitglied oder konfessionslos – den Schwerpunkt kirchlichen Handelns nicht im religiösen Bereich, sondern in gesellschaftlichen Handlungsfeldern gesetzt sehen wollen.

Frage des Monats: Soll sich die Kirche politisch positionieren?

Wie seht ihr das? Sollte sich die Kirche als zivilgesellschaftliche Akteurin eurer Meinung nach auch politisch positionieren? Wenn ja, in welcher Form bzw. in welchem Umfang? Wenn nein, warum nicht? Und was soll sie stattdessen tun?

Gerne könnt ihr uns eure persönliche Meinung dazu schicken. Bitte richtet eure Mails einfach an diese Adresse: online[a]epv.de

Oder ihr nutzt für eure Antwort einfach unser Formular.

Neue Rubrik: Frage des Monats

Wir starten 2025 eine neue Rubrik: Die Frage des Monats.

Mit der Frage des Monats wollen wir eure Meinung hören. Eure Antworten werden von uns redaktionell geprüft – und dann veröffentlicht. Vier Antworten kommen auch in die gedruckte Version des Sonntagsblatts, inklusive eines Fotos.

Ihr könnt auch gerne an unserer Umfrage zum Thema teilnehmen, mit der wir ein allgemeines Stimmungsbild unserer Community zeichnen wollen:

Umfrage

Frage des Monats: Soll sich die Kirche politisch positionieren?

Ja, auf jeden Fall
40% (2 Stimmen)
Ja, aber vorsichtig
0% (0 Stimmen)
Nein, eher nicht
20% (1 Stimme)
Auf gar keinen Fall
20% (1 Stimme)
Mir egal
20% (1 Stimme)
Anzahl aller Stimmen: 5

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden

MaxEhrlich am Mi, 15.01.2025 - 08:04 Link

Liebes Sonntagsblatt,

herzlichen Dank für die Umfrage, die einen zentralen Kritikpunkt innerhalb der evangelischen Kirche in Deutschland aufgreift. Während die einen erwarten, dass die Kirche sich kontinuierlich zu gesellschaftlichen Themen wie Klima, Gender, Kolonialismus und Rechtsextremismus äußert – wobei abweichende Positionen hierbei zumeist unerwünscht bleiben – wünschen sich andere eine stärkere Rückbesinnung auf ihre Kernaufgaben: Verkündigung, Sakramente und Sinnstiftung.

Der Vorwurf, sich politisch dem Zeitgeist anzupassen und dabei theologische Einsichten zu vernachlässigen, ist nicht unbegründet. Aussagen wie jene aus der "Kanzelrede" von Luisa Neubauer („Gott kann uns nicht mehr retten!“) oder Quentin Caesars „Gott ist queer“ sorgen bei vielen Gläubigen für Unverständnis. Auch Anselm Schuberts Bemerkung über die Anwendung moderner Geschlechterkonzepte auf theologische Fragen zeigt die Herausforderung, in der sich die Kirche derzeit befindet.

Ein treffender Kommentar dazu erschien in der NZZ vom 24.12.2024:

„Dergestalt alt-links und grün grundiert hat sich die evangelische Kirche auch einem jüngeren Zeitgeist geöffnet: zum Beispiel in der St.-Johannes-Kirche in Köln, in der nachts queere Partys stattfinden, also primär Partys für Menschen, die nicht heterosexuell sind und sich nicht als Mann oder Frau definieren. Der Pfarrer präsentiert seine Arbeit als ‚Kirche with a twerk‘, also Kirche mit sexuell provozierendem Wackeln des Pos. Passt das zur Botschaft Gottes?

Was man allgemein weniger findet – und hier zählt auch die anekdotische Evidenz privater Gottesdienstbesuche: Feier der Sakramente, Verkündigung des Wortes Gottes, Gebet und Anbetung, Verkündigung von Segen, Bekenntnis und Vergebung, Liturgie, Feierlichkeit, Ritual und Ästhetik.“

Gerade in Zeiten wachsender Orientierungslosigkeit ist die Entwicklung eines transzendenten Bewusstseins notwendiger denn je. Die evangelische Kirche könnte hier durch Konzentration auf ihre spirituellen Aufgaben ein starkes, eigenständiges Profil entwickeln – und damit eine Sehnsucht stillen, die anderswo unbefriedigt bleibt.

MaxEhrlich am Mi, 15.01.2025 - 12:02 Link

P.S.

"Im vergangenen Jahr schrieben die evangelischen Landeskirchen einen negativen Rekord. Nur noch 22 Prozent der deutschen Bevölkerung gehören ihnen an. Pro Jahr treten mittlerweile regelmässig über eine halbe Million Menschen aus.

Yoga gibt es eben auch woanders, Powackeln auf Instagram, Queer-Partys in jedem x-beliebigen Klub, Friedensbewegungen à la Croissier und Zang bei Sahra Wagenknecht und der AfD – und Hass auf Juden und Israel ist ohnehin Alltag in Deutschland. Für all das braucht kein Mensch die Kirche."