Der bisherige evangelische Dekan im Nürnberger Norden, Jonas Schiller, wird nun doch nicht neuer Regionalbischof in Bayreuth. Wie die bayerische Landeskirche am Freitag mitteilte, tritt der 46-Jährige das Amt "aus privaten Gründen" nicht an. Er werde weiter Dekan bleiben. Für eine weitergehende Stellungnahme war er am Freitag nicht erreichbar.
Erst am Donnerstag hatte die Landeskirche die Personalie mitgeteilt. Demnach hätte Schiller die Nachfolge von Amtsinhaberin Dorothea Greiner, die Ende Juli offiziell verabschiedet wird, zum 1. November dieses Jahres antreten sollen.
Landesbischof Christian Kopp sagte zu der Entscheidung Schillers:
"Ich bedauere, aber respektiere diese unerwartete Entscheidung von Dekan Schiller."
Der Berufungsausschuss der Landeskirche werde die Stelle zeitnah neu ausschreiben, wird dessen Vorsitzende, Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel zitiert.
Dekanin stellt Strukturen infrage
Jetzt muss der Berufungsausschuss der Landeskirche sich also erneut auf die Suche machen. Das Gremium wurde zuletzt immer wieder für seine Besetzungspolitik kritisiert. Erst am Freitag hatte die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski im Gespräch mit uns die Frage gestellt, "ob es Strukturen in der Kirche gibt, die Männer begünstigen".
In den letzten zehn Jahren seien bei zehn Berufungen für Oberkirchenratsposten stets Männer zum Zuge gekommen. Sie halte es für unwahrscheinlich, dass in all diesen Fällen immer Männer die besseren Bewerber gewesen seien. "Und wenn dem wirklich so wäre, müssten wir uns fragen, wie wir Frauen ausbilden und was wir tun können, um Frauen zu fördern", sagte die Dekanin, die im März 2023 für das Amt des Landesbischofs kandidiert hatte, aber in der Stichwahl knapp unterlegen war.
Landesbischof Christian Kopp sagte auf Anfrage des Evangelischen Pressediensts (epd) zur Kritik Lubomierskis, dass der Landeskirche "eine Personalentwicklung mit hoher Aufmerksamkeit für die Gleichstellung von Frauen und Männern in allen Berufen und Aufgaben der Kirche sehr wichtig" sei. Man strebe die "Realisierung echter Chancengleichheit auf allen Ebenen und in allen Arbeitsbereichen unserer Kirchengemeinden, Dienste und Werke" an. Zugleich ist aus Kirchenkreisen immer wieder die Klage zu hören, wie schwierig es sei, Frauen in Leitungspositionen auf Dekanatsebene zu bringen.
Lubomierski fordert mehr Teilzeit
Dekanin Lubomierski hat dafür einige Ideen: Sie sprach sich im Gespräch mit uns für mehr Teilzeit- und Job-Sharing-Angebote aus. Zudem seien transparente Berufungsverfahren nötig, an denen Diversity- oder Gleichstellungsbeauftragte mitwirkten. Ob sich im aktuellen Fall des Regionalbischofs von Oberfranken Frauen beworben hätten oder nicht, sei mangels Transparenz nicht bekannt. Zum Rücktritt des designierten Regionalbischofs betonte sie, dass es ihr nicht um Personen, sondern ausschließlich um Strukturen gehe. Dennoch könne man die nun entstandene Situation nutzen, um das Bewerbungsverfahren ab sofort insgesamt transparenter zu gestalten.
Auf epd-Anfrage zur aktuellen Debatte äußerte sich Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel, die Sprecherin des Berufungsausschusses ist, nicht. Bereits im März 2024 hatte sie auf epd-Anfrage allerdings betont, dass im Berufungsausschuss "alle die gleichen Chancen" hätten. Das Gremium lege großen Wert auf eine geschlechtergerechte Besetzung der Leitungspositionen im Landeskirchenrat. Ausschlaggebend sei dabei die Qualifikation: "Wir brauchen in diesen Zeiten die Besten", sagte Preidel.
Kritikerinnen reicht das nicht. "Letztlich werden wir eine Quote brauchen, wenn wir wirklich Frauen in Leitungspositionen der Kirche sehen wollen", schlussfolgerte Dekanin Lubomierski. Auf ihren Post hin habe sie zahlreiche Zuschriften von jungen Frauen, Pfarrerinnen oder Studentinnen erhalten, "die sich fragen, ob sie in dieser Kirche richtig sind". Mit dem aktuellen Kurs würde die Landeskirche den Nachwuchsmangel nicht bekämpfen, sondern noch verstärken.
Im Falle der Bayreuther Stelle ist jetzt alles wieder offen. Ob auf Dorothea Greiner doch noch eine Frau ins Amt folgt, bleibt abzuwarten.
Schiller: Seit drei Jahren Dekan in Nürnberg
Schiller ist seit drei Jahren Dekan für die Evangelischen im Nürnberger Norden. Er wuchs in Erlangen auf und arbeitete nach dem Theologiestudium in Hamburg, New York und Heidelberg. Nach dem Vikariat war Schiller zunächst im Projektbüro Reformprozess im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) tätig. Anschließend arbeitete er in den Nürnberger Kirchengemeinden Eibach und St. Sebald. Er ist Vater von fünf Kindern und mit der Lehrerin Anja Schiller verheiratet, die am Altdorfer Leibniz-Gymnasium unterrichtet.
In der Landeskirche findet derzeit eine Strukturreform statt. Aus den bisherigen sechs Kirchenkreisen der evangelischen Landeskirche in Bayern sollen bis 2030 vier werden, aus den drei "fränkischen" Kirchenkreisen Nürnberg, Ansbach-Würzburg und Bayreuth zwei. Auch im Kirchenkreis Bayreuth, zu dem 387.000 Gläubige in 338 Kirchengemeinden gehören, finden Veränderungen statt. Neben Selb und Wunsiedel schließen sich die Dekanatsbezirke Forchheim und Gräfenberg sowie Pegnitz und Bayreuth-Bad Berneck zusammen.
Kommentare
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Ich finde, Dekan Schiller…
Ich finde, Dekan Schiller wäre der richtige Mann gewesen.
Den 'Aufstand', den Frau K. mit ihren Aussagen zelebriert finde ich absolut unangemedsen; ebenso wie die Reaktion von diversen Frauen darauf.
Schade! Als wenn wir keine anderen Sorgen hätten.
Dies 'fördert' bestimmt
Die Diskusion mag ein…
Die Diskusion mag ein Hinweis darauf sein, dass es auch in unserer Landeskirche sehr wohl noch reichlich Gesprächs- und Handlungsbedarf gibt im Hinblick auf Strukturen, Hierarchien und Transparenz. Danke u.a. an Nina Lubomierski, dass (nicht nur) sie diese Themen wachhält! Manche (notwendigen, da Not wendenden!) Veränderungen werden schneller kommen, als es dem einen oder der anderen lieb ist.
Diskussion natürlich...
Diskussion natürlich...