Seit dem 8. Mai 2025 steht die katholische Kirche unter neuer Führung: Papst Leo XIV. hat das höchste Amt übernommen. Noch sind viele seiner konkreten Positionen nicht im Detail bekannt – offizielle Lehrschreiben oder grundlegende Ansprachen zu bestimmten Themen stehen bislang aus.

Doch erste Verlautbarungen und biografische Spuren lassen Rückschlüsse zu, wohin sich der Kurs des neuen Papstes entwickeln könnte.

Frauenordination: Kritische Töne statt klarer Perspektive

Zur Frage der Frauenordination hat sich Leo XIV. bislang nicht in offizieller Funktion als Papst ausführlich geäußert. Als Kardinal nahm er jedoch bei der Weltsynode 2023 Stellung: "Die Klerikalisierung von Frauen wird die bestehenden Probleme der Kirche nicht lösen."

Damit machte er deutlich, dass er einer Gleichstellung von Frauen im Klerus kritisch gegenübersteht. Die katholische Kirche lehnt die Priesterweihe von Frauen derzeit mit Verweis auf die apostolische Tradition ab. Ob Papst Leo XIV. an dieser Haltung grundsätzlich etwas ändern wird, bleibt weiterhin offen.

Homosexualität: Viel Kontinuität, vorsichtige Öffnung?

Auch zur Haltung gegenüber homosexuellen Menschen gibt es noch keine expliziten Aussagen von Papst Leo XIV. Beobachter*innen gehen davon aus, dass er sich zunächst an die Linie seiner Vorgänger halten wird: Die kirchliche Lehre bleibt bestehen, homosexuelle Handlungen gelten weiterhin als sündhaft, die gleichgeschlechtliche Ehe wird abgelehnt.

Doch wie schon Papst Franziskus könnte auch Leo XIV. auf eine Sprache der Achtung und Menschlichkeit setzen. Eine Fortführung dieses behutsam offeneren Tons seines Vorgängers, der die Segnung homosexueller Paare unter bestimmten Bedingungen zugelassen hatte, scheint zumindest denkbar.

Bei einer Audienz kurz vor seiner Amtseinführung bekräftigte der neue Papst vor internationalen Diplomaten die Haltung der katholischen Kirche zur Ehe, die demnach eine Verbindung zwischen Mann und Frau sei.

Frieden als zentrales Thema

Eines aber ist bereits deutlich: Papst Leo XIV. sieht sich als Friedensmahner. In seinen ersten öffentlichen Reden rief er eindringlich dazu auf, "nie wieder Krieg" zu führen.

Mit Verweis auf die Schrecken des Zweiten Weltkriegs wandte er sich an die politischen Führer der Welt und appellierte an ihre Verantwortung.

Kriege in Gaza und der Ukraine: Klare Worte für Menschlichkeit

Mit Blick auf den Krieg im Gazastreifen äußerte sich der Papst tief betroffen. Er forderte ein sofortiges Ende der Gewalt, humanitäre Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung und die Freilassung aller Geiseln.

Auch den Krieg in der Ukraine verurteilte er deutlich. Leo XIV. ruft zum Gebet für die Opfer auf und spricht sich für einen "echten und dauerhaften Frieden" aus.

Aufarbeitung von Missbrauch: Erwartung klarer Schritte

Zum drängenden Thema des sexuellen Missbrauchs innerhalb der Kirche hat sich Papst Leo XIV. bislang nicht konkret geäußert. Dennoch rechnen Beobachter*innen mit einem entschlossenen Engagement.

Seine Erfahrungen als Bischof, so ein Experte im "Spiegel", hätten ihm "in die Abgründe blicken lassen". Transparenz und Gerechtigkeit könnten für ihn eine wichtige Rolle spielen.

Abtreibung

Es ist kaum zu erwarten, dass der neue Papst in dieser Frage von seinen Vorgängern abweichen wird. In einer Audienz mit internationalen Diplomat*innen vor seiner Amtseinführung sprach er sich zumindest klar gegen Abtreibung aus. 

Soziale Gerechtigkeit und KI: Gesellschaftliche Verantwortung im Blick

In seinen ersten Reden betonte der neue Papst die Bedeutung sozialer Gerechtigkeit. Er knüpft damit an die lange Tradition der katholischen Soziallehre an, die sich für Arbeitnehmer*innenrechte und eine fairere Verteilung von Reichtum einsetzt.

Besonders aufmerksam verfolgt Leo XIV. die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf Gesellschaft und Arbeitswelt. Er warnt vor sozialer Ausgrenzung und mahnt zu weltweiter Solidarität, vor allem mit den Schwächsten und Ausgegrenzten.

Migration: Weltoffenheit und Gastfreundschaft

Auch beim Thema Flucht und Migration plädiert der neue Papst für Mitmenschlichkeit. Er ruft zur Gastfreundschaft auf und fordert, die Ursachen von Fluchtbewegungen anzugehen. Seine Stationen in Südamerika und den USA haben möglicherweise seine weltoffene Haltung geprägt.

Warnung vor Nationalismus und Populismus

Papst Leo XIV. hat mehrfach vor einem neuen Nationalismus gewarnt. Der neue Faschismus, so seine implizite Botschaft, bedrohe Demokratie und Menschenrechte. Er ruft zum Dialog zwischen verschiedenen politischen Lagern auf und betont die Bedeutung demokratischer Institutionen.

Interreligiöser Dialog: Fortsetzung der Brückenarbeit

Schließlich zeigt sich Leo XIV. als Brückenbauer zwischen den Religionen. Er setzt den interreligiösen Dialog fort und hebt die Gemeinsamkeiten der abrahamitischen Religionen hervor.

Christ*innen, Jüd*innen und Muslim*innen ruft er zur Zusammenarbeit auf – für Frieden und Gerechtigkeit weltweit. Achtung und gegenseitiges Verständnis seien dabei unverzichtbar.

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