Wie der Bischof bekannte, fahre er Jahr immer gerne zum Kirchentag auf den Hesselberg, weil er hier auf ganz besonders viele "alltägliche Priesterinnen und Priester" treffe. Als Beispiel nannte er die Helferin, die für Blumenschmuck in der Kirche sorge, die Chöre und Kirchenmusiker in den Gemeinden, die diakonischen Botschafter, die Menschen pflegen und Kranke besuchen, oder die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe. "Sie tragen unsere Kirche", sagte der Bischof, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.
In der Kirche stecke trotz so mancher medialer Verfallsdiagnose eine Menge Kraft, sagte Bedford-Strohm. Es tue deswegen gut, "immer wieder mal sinnlich zu erfahren, wie viele wir sind", sagte er. Die großen Zahlen - wie die rund 140.000 Menschen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin oder auch die 120.000 Menschen auf der Festwiese in Wittenberg erst vor einigen Tagen - seien es nicht notwendigerweise, "die für geistliche Kraft bürgen". Manchmal geschehe Wesentliches im Kleinen: Dass Kirche mit kleinen Zahlen Kraft entwickeln könne, zeige immer wieder die Kirche in Mecklenburg, einer Partnerkirche der bayerischen Landeskirche.
In seiner Predigt verwies Bedford-Strohm mit Blick auf den Predigttext (Samuel 3,1-10) auf die Bedeutung von Ruhephasen. Es brauche das Innehalten, die Unterbrechung, das Kraftschöpfen, um sich dann wieder engagieren zu können - so wie Samuel, der sich im Tempel zum Ausruhen hingelegt hatte, ehe er Gott dort begegnete. "Ich weiß, ich bin jetzt vielleicht nicht der ideale Kandidat, um anderen Ruhe zu empfehlen", sagte der Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende selbstkritisch. Er nehme dieses Detail im Predigttext aber "umso mehr" wahr. Er freue sich ab Dienstag auf ein paar Tage Urlaub "an einem Ort zwischen Pferden, Schafen und Schweinen, an dem meine Seele Ruhe findet."
Live vom Bayerischen Kirchentag
Das Sonntagsblatt-Team ist auch in diesem Jahr live vor Ort am Hesselberg und berichtet von den Ereignissen. Auf Facebook, Twitter und Instagram geben wir exklusive Einblicken. Schreiben auch Sie unter #Hesselberg über ihre Eindrücke und Erlebnisse auf dem Bayerischen Kirchentag.
Dossier
Der Hesselberg, mit rund 689 Metern höchster Berg Mittelfrankens und in der Nähe von Wassertrüdingen, ist seit dem Jahr 1951 eng mit der evangelischen Kirche verbunden. Vor 66 Jahren eröffnete dort der damalige Landesbischof Hans Meiser (1881-1956) die neu gegründete Landvolkshochschule. Aus diesem Einweihungsfest entwickelte sich der heutige Bayerische Kirchentag. In unserem Dossier erfahren Sie mehr über den Bayerischen Kirchentag auf dem Hesselberg.