Sie haben vor 18 Jahren mit ihrer Arbeit als Finanzchef der bayerischen Landeskirche begonnen. Wie steht es heute um die Finanzen der Landeskirche?
 
Die Gesamtsituation der Finanzen der Landeskirche ist gut, wir geben nicht mehr Geld aus als wir einnehmen und eingegangene Pensionsverpflichtungen sind liquiditätsmäßig in relativ hohem Maße durch Rücklagen abgesichert. Meine erste Frage in meinem Amt 1995 war: "Ihr Theologen müsst mir sagen, welche Inhalte wichtig sind". Bei den Finanzen einer Landeskirche geht es immer darum, für die Themen eine breite Basis zu finden, diese Themen und Inhalte theologisch zu begründen und dann danach die Möglichkeiten bzw Unmöglichkeiten  einer  Finanzierung  abzustimmen. Derzeit wird für das Jahr 2013 geplant. Wir rechnen mit der gleichen Höhe an Kirchensteuern wie im vergangenen. Das bedeutet dann in der Umsetzung, dass wir für zusätzliche neue Aktivitäten oder Einzelprojekte nur in begrenztem Maße zusätzliche Finanzmittel haben.
 
Wird die Landeskirche bestimmte Schwerpunkte setzen?
 
Wir haben den kirchenleitenden Gremien für 2013 vorgeschlagen, dass wir rund sieben Millionen Euro zusätzlich einmalig in 2013 in inhaltliche Schwerpunkte investieren. Jeweils zwei Millionen Euro sollen die Bereiche Bildung und Jugendkirche bekommen. Künftig soll es nicht nur eine Jugendkirche in Nürnberg geben, sondern weitere Jugendkirchen in Lindau, Augsburg und München. Drei Millionen Euro sind für den Ausbau im Bereich Kindertagesstätten vorgesehen. Nicht berücksichtigt sind dabei Beiträge für Baumaßnahmen in diesem Bereich.
 
Wie groß ist der Verteilungskampf um die Finanzmittel?
 
In einer Landeskirche wird es nie genug Geld geben, um all das finanzieren zu können, was Gremien und Kirchenmitglieder aus ihrer Perspektive für notwendig erachten und sich wünschen bzw. einfordern. Das bedeutet, dass wir über Prioritäten und Nachrangigkeiten des Handelns in den kirchenleitenden Organen diskutieren müssen. Vielleicht wäre dazu eine "Ethik des innerkirchlichen Verteilens der Ressourcen" hilfreich. Wir dürfen aber auch nicht den Blick verlieren für das, was wir haben: Die bayerische Landeskirche steht finanziell im Vergleich zu anderen Kirchen gut da. Auf diesem Niveau ist aus meiner Sicht eine Diskussion über einen Mangel nicht angebracht. Ich bin manchmal erstaunt über das Beuteverhalten in der Kirche und habe die Erfahrung gemacht, dass selten freiwillig etwas abgegeben wird. Aber das geht wohl in Staat und Gesellschaft jedem so, der mit Finanzen zu tun hat. Das sind die ganz irdischen Erfahrungen, die wohl jeder Finanzer macht. Von daher ist in einer kollegialen und synodalen Kirchenleitung im Bereich der Finanzen die transparente Information und Kommunikation über die erforderlichen Notwendigkeiten eminent wichtig.