Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diakonischen Einrichtungen und bei kirchlichen Trägern sollen die steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro erhalten, fordern derzeit Unterzeichner einer Online-Petition in Bayern. Unabhängig von der nächsten Entgeltverhandlung solle die Prämie im laufenden Jahr ausbezahlt werden, heißt es in dem an die Arbeitsrechtliche Kommission (ARK) gerichteten Vorstoß, die die Gehälter für Beschäftigte in evangelischer Kirche und Diakonie aushandelt. Die Initiatoren warnen davor, dass die Träger Mitarbeitende an andere Arbeitgeber verlieren könnten, die so eine Prämie auszahlen. Die Petition hatten Mittwochmittag bereits rund 5.000 Menschen unterschrieben.

Seit Oktober 2022 können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihren Beschäftigten steuer- und abgabenfrei einen Betrag bis zu 3.000 Euro gewähren. Die Leistung ist aber für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber freiwillig. ARK-Sprecher Daniel Wagner sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), fraglos setze der Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst auch die kirchlichen Dienstgeber unter Druck. Man halte eine Prämie in Höhe von 3.000 Euro auch für "angemessen und gut", doch müsse für so eine Auszahlung die Refinanzierung sichergestellt sein. Grob müsse man mit 500 Millionen Euro rechnen, die Diakonie und Kirche für die Prämie und eine Gehaltserhöhung zahlen müssten. Die ARK behandle das Thema bei ihrer Sitzung in der nächsten Woche.

Verwundert hat auf die Internet-Petition der Verband kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bayern (vkm) reagiert. Sie diene nicht den langfristigen Interessen der Beschäftigten in Kirche und Diakonie, sagte Arthur Pauli aus dem vkm-Präsidium. Die Inflationsausgleichsprämie für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst sei mit einer Nullrunde bei den tariflichen Entgelten im Jahr 2024 erkauft. Für die Beschäftigten der Diakonie Bayern habe es 2023 eine "signifikante Gehaltserhöhung" gegeben. Eine wirksame Steigerung der Entgelte sei sinnvoller als eine Prämie: "Das heißt nicht, dass die Kolleginnen und Kollegen keine Prämie verdient hätten. Es heißt aber, dass der vkm-Bayern in den Verhandlungen eine klare Priorität hat."

Die Caritas hatte Ende 2022 als erster Wohlfahrtsverband in Deutschland entschieden, ihren mehr als 650.000 Mitarbeitenden eine Inflationsausgleichsprämie zu zahlen. Der Beschluss wurde am 8. Dezember 2022 in der Arbeitsrechtlichen Kommission (ARK) der Caritas gefasst. Der Deutsche Caritasverband teilte darüber hinaus mit, dass er davon ausgehe, "dass die Inflationsausgleichsprämie - ein von der Politik gefördertes Element - bei den Kostenträgern in der Refinanzierung berücksichtigt wird".

Kommentare

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truk911 am Sa, 15.07.2023 - 13:09 Link

es ist traurig, aber auch bezeichnend, dass die evang. Kirche immer noch nicht über Inflationsprämien und/oder Gehaltaerhöhungen entschieden hat. Pfarrerinnen und Pfarrer oder Versorgungsempfänger spüren die erhöhten Preise nicht weniger als "normale" Familien und Rentner.
Bei Versorgungsempfängern wurde die Rentenerhöhung ganz schnell einbehalten -aber dann war große Stille. Bis heute.

aschlutter am Fr, 12.05.2023 - 00:00 Link

Herzlichen Dank für die ausgewogene Berichterstattung. Das Problem ist, dass insbesondere in den unteren Entgeltgruppen trotz der Entgelterhöhung bei der Diakonie Bayern zum 01.01.2023 das Niveau des TVöD nicht erreicht werden konnte. Ein Teil der Erhöhungen war dem Umstand geschuldet, dass die Eingangsvergütungen unter dem gesetzlichen bzw. dem Pflegemindestlohn lagen. Die Problematik geht zurück auf die Grundsatzentscheidung vor mehr als 15 Jahren, sich von den Tarifverträgen im Öffentlichen Dienst abzukoppeln. Das trifft Hilfs- und Ergänzungskräfte, Mitarbeiter:innen in Hauswirtschaft und Hausmeisterei angesichts der Explosion bei den Lebensmittelpreisen (Inflationsrate von +22,3 % im März 2023) bis ins Mark.