Die Vollversammlung ist das wichtigste Treffen der Bundes-ESG, die als Dachverband die Arbeit der Studierendengemeinden in ganz Deutschland koordiniert. Regionalbischöfin Berthild Sachs eröffnete die Geschäftssitzung mit einem Satz, der die besondere Rolle der Studierenden unterstrich: "Hier sitzt die Zukunft der Kirche."

Im Zentrum stand die Frage, wie sich Wissenschaft und Glaube zueinander verhalten – ein Spannungsfeld, das gerade für Studierende in naturwissenschaftlichen Fächern von hoher Aktualität ist. Gleichzeitig bot die Versammlung den Rahmen für handfeste Beschlüsse. Die Delegierten wählten ein neues studentisches und zwei hauptamtliche Mitglieder in den Geschäftsführenden Ausschuss. Darüber hinaus wurden mehrere Arbeitsgruppen verlängert, etwa zu Rechtsextremismus, Queer & Safer Spaces, Studieren mit Beeinträchtigung und Nachhaltigkeit. Auch neue Konzepte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt wurden verabschiedet.

Zwischen Code und Kosmos

Nach der organisatorisch ausgerichteten Vollversammlung war das anschließende Symposium der intellektuelle Höhepunkt der Veranstaltungstage. Haringke Fugmann, landeskirchlicher Beauftragter für religiöse und geistige Strömungen in Bayern, sprach über künstliche Intelligenz und die Frage, wie Algorithmen und Metaphysik zusammenhängen. Unter dem Titel "Zwischen Code und Kosmos" beleuchtete er Chancen, Gefahren und philosophische Dimensionen von KI.

Die Heidelberger Religionswissenschaftlerin Peggy Reeder wandte sich in ihrem Vortrag einem ganz anderen Feld zu: der Raumfahrt. Unter dem Titel "Kosmologien und Kommerz" zeigte sie auf, wie religiöse Deutungen, wissenschaftlicher Fortschritt und wirtschaftliche Interessen ineinandergreifen. Beide Beiträge führten zu lebhaften Diskussionen, die in Workshops vertieft wurden.

Gemeinschaft erleben

Bei aller inhaltlichen Dichte blieb auch Zeit für Begegnung. Die ESG Bayreuth öffnete ihre Türen, die Stadtführung [HB1]  führte zu den historischen Schauplätzen Bayreuths, und die Abende waren geprägt von Gesprächen, Austausch und dem Gefühl, Teil einer bundesweiten Bewegung zu sein. "Etwas Schlafmangel gehört einfach dazu", meinte ein Teilnehmer augenzwinkernd.

Dass die ESG nicht nur eine studentische Interessenvertretung, sondern auch ein spirituelles Zuhause sein will, zeigte der Abschlussgottesdienst in der Stadtkirche. Unter dem Titel "Dein Glaube hat dir geholfen – Wahrheitsansprüche und Glaube" wurde das Thema der Tagung in liturgischer Form aufgenommen. Auch interessierte Bayreutherinnen und Bayreuther waren eingeladen – ein Signal der Öffnung und des Dialogs.

Gesellschaftliche Verantwortung

Die Themen, die in Bayreuth diskutiert wurden, spiegeln die gesellschaftlichen Herausforderungen wider, mit denen junge Menschen heute konfrontiert sind: Klimakrise, Diskriminierung, die Auseinandersetzung mit digitalen Technologien. Damit setzen die ESGn ein Zeichen, dass Kirche auch an der Universität ein Ort sein kann, an dem gesellschaftliche Verantwortung eingeübt und gelebt wird.

Blick nach vorn

Nach intensiven Tagen voller Diskussionen, Beschlüsse und Begegnungen verabschiedeten sich die Teilnehmenden mit klaren Perspektiven. Die nächste Vollversammlung wird 2026 in Köln stattfinden. Bis dahin wollen die Studierendengemeinden weiter an Themen wie Bewahrung der Schöpfung, Awareness oder Einsatz gegen Menschenfeindlichkeit arbeiten – vor Ort an den Universitäten ebenso wie auf Bundesebene.

Die Versammlung in Bayreuth sollte nicht nur neue Impulse für die eigene Arbeit bringen, sondern auch die Erfahrung, dass Glaube und Wissenschaft keine Gegensätze sein müssen. Vielmehr entsteht im Austausch beider Perspektiven ein Raum, in dem Studierende Zukunft gestalten können – für die Kirche, für die Gesellschaft und für sich selbst.


 [HB1]Nachwächterführung