Kirche und Kommunalpolitik verbindet Walter Schnell (67) als wiedergewählter Vizepräsident der bayerischen Landessynode. Denn Schnell war 24 Jahre Bürgermeister im fränkischen Kammerstein, bis er bei der Kommunalwahl im März auf eine weitere Kandidatur verzichtete. Nach einer derart langen Zeit tue ein Wechsel einer Gemeinde gut, sagte er damals. Mit der Kommunalpolitik kam er bereits in früh in Berührung: Sein Vater Leonhard war ehrenamtlicher Bürgermeister von Kammerstein, als Jugendlicher hatte Sohn Walter die Briefe des Vaters getippt. Allerdings ist er dann nicht in die beruflichen Fußstapfen des Vaters getreten, der Sohn Walter gerne als Hoferben gesehen hätte. Stattdessen machte Walter Schnell Abitur und wurde Lehrer und Konrektor einer Schule in Schwabach.

In die Kommunalpolitik ging Walter Schnell 1996, als er sofort zum Kammersteiner Bürgermeister gewählt wurde. Diesem Amt blieb er dann über zwei Jahrzehnte lang treu, weil es kein politisches Feld gebe, wo man soviel entscheiden könne. Dabei sind Kirche und Politik für ihn keine Gegensätze. Denn die Christen sollten sich seiner Überzeugung nach „wesentlich stärker an der politischen Willensbildung beteiligen“.

Sein kirchliches Engagement begann Walter Schnell ebenfalls schon früh in der Evangelischen Landjugend (ELJ) in Bayern. Seit 2015 steht er als Vizepräsident an der Spitze des Kirchenparlaments der 2,3 Millionen bayerischen Protestanten. In der Synode liegt ihm vor allem der ländliche Raum am Herzen. Als Vorsitzender des synodalen Unterausschusses „Kirche im ländlichen Raum“ organisierte er maßgeblich eine Synodaltagung zu diesem Thema.

Viele bäuerliche Familien hätten existenzielle Sorgen, die in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen würden, auch auf dem Land gebe es Vereinsamung und Verarmung. In Kammerstein und Umgebung hat Schnell die Geschichte der Salzburger Exulanten wieder ans Licht gehoben, die als evangelische Glaubenflüchtlinge aus Österreich eine neue Heimat in Franken gefunden hatten.

Auch im Ruhestand ist Walter Schnell, der es auch zum Ehrenmitglied des Kammersteiner Fan-Clubs des 1. FC Nürnbergs gebracht hat, in vielen Gremien und Verbänden aktiv, sitzt für die Freien Wähler im Kreistag und Bezirkstag und zwei Mal im Jahr am Präsidiumstisch der Landessynode. Außerdem sind da noch seine drei Enkel, für die er jetzt mehr Zeit hat.