Dass Hans-Jürgen Buchner im Dezember 80 wird, merkt man dem bayerischen Weltmusiker nicht an. Immer noch treibt es ihn auf die Bühne, die er mit seiner Band Haindling seit über vier Jahrzehnten mit einem unverkennbaren Mix aus bayerisch-traditionellen Musikelementen mit Pop und Rock, Texten in Mundart und dem Einsatz von eher der volkstümlichen Musik nahen Blasinstrumenten bespielt – lange, bevor das Etikett "Heimatsound" hierfür erfunden wurde. Immer noch wird Buchner wütend, denkt er an die vielen Kriege auf der Welt und die Ausbeutung der von ihm geliebten Natur. Und pflegt trotzdem einen Optimismus, der vielen derzeit abgeht.
"Ich wurde vor einem Jahr operiert, jetzt bin ich wieder gesund und freue mich, wieder auf die Bühne zu kommen", blickt er auf die überstandene Erkrankung zurück. Seine Frau habe ihn gut gepflegt, er habe sich zuhause erholen können. Live spielen bereite ihm nach wie vor große Freude, ebenso wie das Komponieren. "Musiker sein ist eine lebenslängliche Leidenschaft. So lange mir eine Melodie einfällt, nehme ich die auf. Und es kommen immer wieder neue", meint Buchner.
Konzerte auf bayerischen Burgen
Es geht also aufwärts bei Hans-Jürgen Buchner – nicht nur gesundheitlich. Auch, was die Sicht auf die Welt angeht, sei eine gehörige Portion Zuversicht vonnöten, auch wenn nicht alles um einen herum heiter ist. "Es geht wieder auf" ist passend dazu der Titel eines der beliebtesten Haindling-Songs aus dem Jahr 1987 – und jetzt auch die Chiffre über die Konzerte im kommenden Sommer, die Haindling unter anderem auf die Burg Abenberg, die Kulmbacher Plassenburg oder auf das Schloss Eyrichshof bei Ebern führt, aber auch nach Rosenheim, Landshut, Regensburg und Altusried. Die Besucherinnen und Besucher der Konzerte dürfen sich dann nicht nur auf viel Musik aus 40 Jahren freuen. "Ich habe auch viel darüber zu erzählen, was in all diesen Jahren politisch passiert ist", sagt Buchner. Und hat dabei seine vielen Songtexte und Engagements im Sinn, die den Künstler in all den Jahren umtrieben.
"Es gibt Lieder zu beispielsweise Umweltthemen, zu denen haben mir schon vor 30 Jahren die Leute gesagt, ich habe Recht – passiert ist aber seitdem nichts", ärgert sich Buchner. Spielen will er auch sein Stück "Der Mensch muss auf den Mars", 1998 veröffentlicht, das sich angesichts der Raumfahrt-Plänen von Milliardären wie Richard Branson oder Elon Musk heute wie eine frühe Prophezeiung anhört.
Naturschutz als treibendes Motiv
Oft habe er das Gefühl, dass sich Geschichte und Geschichten, über die er schon gesungen hat, wiederholen. "Es zählen meist nur das Geld und Egoismus. Für den Wald gibt es ebenso wenig ein Pardon wie für den Kiebitz", so Buchner weiter. Die Natur schlage aber immer häufiger mit Überschwemmungen oder Trockenperioden zurück. Dabei sitze die Menschheit mittlerweile auf so viel selbst produziertem Müll, den sie eigentlich nicht benötigt. "Wir sind eine Bedarfsweckungsgesellschaft geworden", beklagt Buchner.
Sorge bereiten ihm auch die Kriege auf der Welt. "Es geht nur noch um Waffen und wer diese bekommen soll, damit er gewinnt. Erstens gewinnt aber keiner bei einem Krieg. Und zweitens, wer will denn in einem Land leben, das durch Waffen zerstört wurde?", so Buchner im Hinblick auf den Russland-Ukraine-Konflikt. Bundeskanzler Olaf Scholz rechne er hoch an, dass dieser nicht den Marschflugkörper "Taurus" liefern will und somit das blindlings Hineinschlittern in einen dritten Weltkrieg verhindere. Manchmal denke er, vielleicht müsse es alle paar Jahrzehnte Typen wie Trump, Putin oder Kim Yong-un geben, die so viel Unheil anrichten, dass auch dem letzten wieder klar werde, es geht so nicht weiter. Vielleicht sei das auch Teil der Evolution.
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